134 die christliche Bevölkerung, während die Anhöhen und bergigen Theile der Stadt den Mohammedanern als Wohnsitz dienen. Von den 92 Moscheen Sarajevos sind nicht alle gleich imposant und fehlen auch oft die Minarets. Der Stadttheil am rechten Ufer der Miljacka, das eigentliche Handelsviertel, enthält drei Hauptstrassen, die Franz Josefstrasse, wo die Hotels und die orientalische Kirche sich befinden, dann die Öemalusastrasse und die Ferhadijastrasse. Der am linken Ufer gelegene Stadttheil wird von der Terezijastrasse durchschnitten. Wenn wir vom Bahnhofe aus einen Rundgang durch die Stadt unternehmen, so kommen wir am rechten Miljackaufer zuerst zum Barackenlager, wo der grösste Theil der Garnison untergebracht ist. Nicht weit davon sehen wir die ärarische Tabakfabrik, in deren grossen Räumen einige Hundert Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt sind. Wir werfen dann noch einen Blick auf das Directionsgebäude der Bosna-Bahn und überschreiten den Ko^evobach, besichtigen die nicht sehr imposante aber historisch bemerkenswerte Ali Pascha-Moschee, wo bei der Erstürmung Sarajevos im Jahre 1878 ein erbitterter Kampf stattfand. In der Fortsetzung unseres Weges kommen wir auf den Musallah-Platz, wo sich der Renaissance-Palast der Landesregierung befindet, daneben die Regierungsdruckerei. Gegenüber zieht sich an Stelle eines alten türkischen Friedhofes der Stadtpark die Berglehne hinan. Das Strassenleben trägt in den Hauptverkehrsadern der Stadt ein ausgesprochen orientalisches Gepräge und die türkische Tracht überwiegt, insbesondere bei den Frauen, noch immer. Wir verlassen nun die Öemalusastrasse und biegen rechts in die Franz Josefstrasse ein, das Centrum des Fremdenverkehrs. Hier sehen wir das geschmackvoll gebaute Militär-Casino. Nicht weit davon erhebt sich neben einigen hübschen Schulbauten die griechisch-orientalische Kirche, ein massiver Kuppelbau. An dem nördlich davon befindlichen Domplatze steht die im romanisch-gothischen Stile erbaute katholische Domkirche mit zwei Thürmen. Neben dem Dome steht das grosse Gebäude des Pensionsfondes der Landesbeamten, in welchem das Landesmuseum und das Postamt untergebracht ist. Das ungemein reichhaltige Landesmuseum, welches in der europäischen Gelehrtenwelt grosses Ansehen geniesst, enthält eine archäologisch-historische und eine naturwissenschaftliche Abtheilung. Einer der interessantesten Stadttheile Sarajevos ist der grosse Bazar, die CarHja, welcher sich im Centrinn der Stadt zwischen der Franz Josefstrasse und der Ferhadija erstreckt und über 50 enge Gassen enthält. Es würde zu weit führen, eine Schilderung des hier herrschenden Lebens zu versuchen. Die verschiedensten Waren für jedes Bedürfnis, für jeden Geschmack, zu allen Preisen werden hier förmlich feilgeboten. Unter den orientalischen Kunstgewerbeerzeugnissen finden die stilgerechten Kupferwaren, Filigranarbeiten und Webestücke besonderen Anwert.