In einem kleinen Häuschen in der Mitte der Öarsija wird auf Kosten des » Vakuf «, des mohammedanischen Religionsfondes, an arme Leute Kaffee vertheilt. In der Nähe des Bazars ist der Bezistan, eine geräumige, ungemein massiv erbaute Markthalle. Innerhalb der Öarsija erhebt sich die aus dem 16. Jahrhundert stammende Husrev-Beg-Moschee, auch Begova Diamija genannt. Dieses Gotteshaus erfreut sich in der ganzen mohammedanischen Welt eines grossen Ansehens. In dem Vorhofe steht neben dem Brunnen eine riesige, sehr alte Linde. Das Innere der mit einer Kuppel gekrönten Moschee ist reich geziert, der Boden mit kostbaren Teppichen bedeckt. Neben der Moschee befindet sich die Turbé, die Grabkapelle des Erbauers. Gegenüber derselben ist die alte Kursumli Medresse, eine Schule für Geistliche. Weiter östlich befindet sich das im maurischen Stile mit färbigen Ziegeln erbaute Rathhaus. Von dort kann man an dem populären Bendbaschi-Kaffeegarten vorüber zur alten Stadt hinaufsteigen, wo man, ungestört vom Lärme des Strassenlebens, die alten, echt türkischen Häuser mit ihren schönen Gärten und Muscharabiverkleidungen bewundern kann. Oben im Bereiche der Festungswerke auf dem Castell, »Grad« genannt, findet man in der sogenannten gelben und besonders auf der weissen Bastion einen herrlichen Rundblick auf Sarajevo. Ausserhalb des nahen Visegrader Thores sind die Moscanicaquellen, welche die Stadt mit Hochquellwasser versorgen. Nach dem Abstiege vom Castell besuchen wir die von der Landesregierung erbaute Scheriatschule. Das schöne Gebäude erhebt sich auf einer Anhöhe und enthält ausser den geräumigen Lehrsälen eine Moschee mit Säulengang und Brunnen. In dieser Schule werden die geistlichen Richter, »Kadi«, herangebildet, welche das Ehe-, Familien- und Erbrecht der Mohammedaner nach den in Bosnien zu Recht bestehenden Bestimmungen des Korans anzuwenden haben. Von hier aus gelangt man durch die Logavinastrasse zum Kloster der heulenden Derwische, »Sinan-Tekija«, wo diese übrigens in Bosnien nicht sehr angesehenen mohammedanischen Mönche gegen Entrée ihre absonderlichen Andachtsübungen producieren. Noch ist die alte serbische Kirche der heiligen Erzengel in der Öemalusastrasse zu erwähnen, welche tiefer als die Strasse liegt. Hier zeigen sich am Ostermontag im Vorhofe der Kirche die heiratsfähigen Mädchen in reichstem Schmucke. Auch der alte Tempel der spanischen Juden mit einem sehr wertvollen Thore ist sehenswert. Am linken Ufer der Miljacka befindet sich die alte Kaisermoschee Careva Diamija, das officielle mohammedanische Gotteshaus. Hinter derselben steht der Konak, die Residenz des Landeschefs und commandierenden Generals und gegenüber der schöne Justizpalast. Nicht weit davon am Bistrik steht das Re-