60 Rovigno. Hinter Vorbergen taucht indessen das Stadtbild von Rovigno auf. Hohe Häusermassen drängen sich ans Ufer, hinter ihnen erhebt sich auf einem Felsen die Domkirche der heiligen Eufemia. Die Stadt zählt über 10.000 Einwohner und besitzt zwei Häfen: Valdibora und Valdisquero. Der erstere steht in Verbindung mit der istrianischen Staatsbahn, die über Canfanaro nach Triest und nach Pola geht. Rovigno ist ein ziemlich belebter Handelsplatz für Wein, Oel und Getreide und Sitz der Handelskammer. Eine Tabakfabrik und eine Sardinenfabrik schaffen der Bevölkerung Verdienst. An der Nordseite der Stadt steht die vom Berliner Aquarium unterhaltene zoologische Station und weiter entfernt in der Val di Bora das im Jahre 1873 gegründete Seehospiz S. Pelagio für-150 Kinder. Die Bürger der Stadt, namentlich die Weiber, verrathen mit ihrem dunkeln Teint, ihrer Tracht und ihrem Gehaben den Zusammenhang mit dem venezianischen Volksthum, wenn auch der Dialect von dem Goldonis abweicht und manche dem Sprachforscher interessante Eigenthümlichkeiten aufweist. Die Fortsetzung der Seereise führt uns an einer Reihe kleiner Inseln, Scoglien, vorüber, zunächst an Santa Caterina, welche vor dem Hafen liegt, dann an S. Andrea mit einer schönen Villa des Consuls Htitterorth, Astorga, Marasso und S. Giovanni in Pelago mit Spuren vorgeschichtlicher Wohnstätten. Man nimmt an, dass südlich von der letztgenannten Insel die Bischofstadt Cissa lag, welche im siebenten oder achten Jahrhundert ins Meer versank. Ueber Auftrag des Contreadmirals Hinke stiegen im Jahre 1890 Taucher 300 m südlich von S. Giovanni in Pelago in