51 thätige Bild dann in feierlicher Procession, der sich die Wallfahrer in ihren Booten anschliessen, auf blumenbekränzter Barke durch die Lagune gerudert, in der die Fischer vor ihren aus der Urzeit der Seeveneter stammenden Schilfhütten knien. Das gibt ein seltsames, alterthümliches Schauspiel, ähnlich wohl jenem festlichen Aufzuge, in dem einst der Patriarch von Grado zur ersten Dogenwahl nach Heraklea hinüberfuhr. Diese Stadt des Dogen Paolucio Anafesto ist längst unter dem Sande der Piave und der Livenza begraben, aber an den Ufern und Dünen der Strandseen, die sich von der Mündung des Isonzo bis zum Delta des Po aneinanderreihen und durch die einst die römischen Post-schift’e zwischen Aquileja und Ravenna ihren Weg fanden, steht aus jenen heroischen Tagen Jungveneziens noch manche denkwürdige Siedelung einsam im Sumpfe mit verfallenen Mauern, Thürmen und Kirchen und mit friedlichen Bewohnern, die abends nach ihrem Fischzuge still vor den Häusern sitzen und sich die Geschichten ihrer grossen Vorfahren erzählen. Gleich der Nachbar jenseits des Anforacanals, Marano, ist ein solches vergessenes Fischerstädtchen. Aber seine Geschichte ist jünger als jene der anderen. Es besitzt einige stattliche Bauten mit den Wappenschildern der venezianischen Capitäne aus dem 15. und 16. Jahrhunderte, derZeit, in der es als Grenzfestung und Stapelplatz für die Producte des friaulischen Tieflandes seine grösste Bedeutung erlangte. Diesen Handel hat nun das gewerbfleissige Cervignano am Aussacanal übernommen. Westlich davon an der neuen nordadriatischen Küstenbahn liegen die alten Umladeplätze Latisana und Portogruaro für die über die Alpenpässe herübergekommenen deutschen Marktfahrer Venedigs. Auch Portogruaro besitzt sein Fondaco dei Tedeschi, seine Hauptsehenswürdigkeit ist aber das Museum mit den auf dem Boden von Concordia ausgegrabenen Resten der römischen Stadt Concordia sagittaria. Am stillsten ist es an der ganzen Küste, die in einer Länge von 70 hm jeglicher Dampfschiffverbindung entbehrt, in Caorle, einem Fischerstädtchen an der Livenzamündung, dessen Chronik seit 1000 Jahren, d. i. seit es aufgehört hat, die Residenz eines Bischofs zu sein, aus unbeschriebenen Blättern besteht. Erst in den letzten J ahren wurde dieses Stilleben durch das Erscheinen von Ingenieuren und Arbeitern der grossen Entwässerungsarbeiten unterbrochen, die Baron Franchetti und eine Actiengesellschaft in