Ruhe zu lassen. Und so wurde es denn auch abgemacht. Dies Beispiel zeigt, wie sinnlos das System ausgeartet war. Aber es zeigt auch, daß seinem Netze nichts entging. Vom Sultan bis zum letzten Lastträger war jeder Spion und jeder verdächtig. Und wenn vielen, der verhältnismäßig leichte Beruf jedem anderen vorzuziehen zu sein schien, so wurde doch jedes intellektuelle Leben dadurch nutzlos und mutwillig zerstört und hiermit gerade die innere Entwicklung unmöglich gemacht, die Hamid bei seinem Regierungsantritte hatte fördern wollen. Er hat die Türkei getötet. SPITZEL ALS JUNGTÜRKEN Aber hat er auch wider Willen die Bedingungen zu ihrer Auferstehung geliefert? Es wurde oft geglaubt. Man meinte, das Übermaß an Entsetzen, das er über sein Land ausschüttete, habe den Widerstand der Mutigen entfacht. Und dank seiner Missetaten sei in der Kulturwelt nicht nur die Propaganda gegen das Sultanat, sondern auch die allgemeine Sympathie mit den sogenannten türkischen Liberalen, den Jungtürken, lebendig geworden. Äußerlich betrachtet, ist dies wohl wahr. Bloß ist ganz Europa dabei hinters Licht geführt worden. In seinem Spitzelsystem hat Abdul-Hamid einen lächerlichen, aber deshalb für ihn nicht weniger verderblichen Fehler begangen. Er hat niemals mit Geld die aufrichtigen oder unaufrichtigen Leute unterstützt, die über ihn mehr oder weniger die Wahrheit sagten, oder gar ihm Lob spendeten. Von diesen 157