5. Da des Sultans Flotte praktisch unbrauchbar war und es bleiben mußte, hatte die Türkei wenigstens dafür zu sorgen, daß die Flotten seiner Beschützer und Verbündeten im östlichen und südlichen Mittelmeere nicht aller Zufluchts- und Verteidigungsorte ledig wären. Der zu erwartende Seekrieg mußte sich allerdings sehr verschieden darstellen, je nachdem Italien — entsprechend seinem Interesse — treu und tätig zum Dreibunde hielt, oder aber infolge seiner antiösterreichischen und englandfreundlichen Dispositionen neutral blieb. (Es sei gestattet, hier in Parenthese anzuführen: Bei den Ooltzschen Verhandlungen war zwar viel von Italien die Rede, aber das dritte Glied des Dreibundes wurde schließlich bei den genaueren Dispositionen außer acht gelassen. Wie uns der damals höchste türkische Würdenträger erklärte, lag dies daran, daß „kein Mensch weiß, was Italien will, und dieses selbst wahrscheinlich noch weniger“. Die england- und sogar rußlandfreundlichen Bestrebungen des italienischen Ministers Tittoni wurden sowohl von türkischer als auch von deutscher Seite als außerordentlich unvorsichtig angesehen. In den Augen der Verbündeten hatte Italien — einem charakteristischen Ausspruche nach — „mit Deutschland und der Türkei alles zu gewinnen oder alles zu verlieren, aber mit England und Frankreich nichts zu gewinnen und alles zu verlieren“. Denn die englische Politik schließt es an und für sich aus, daß irgendwelche ausländischen Interessen in ihrem Machtbereich auf die Dauer fortbestehen, wie es gerade in Ägypten, dem an sich internationalsten Lande der Welt, ersichtlich ist. Im vorgesehenen 313