lange vor dem Bagdadbahnprojekte offiziell mit der Festlegung einer Überlandbahnroute nach Indien betraut war, ohne weiteres riet, diese jedenfalls nicht über Kueyt zu legen, weil es zu weit von der Strommündung entfernt sei. Da es aber immerhin der nächste bewohnte und einigermaßen brauchbare Punkt ist, wurde es im großen Bagdadprojekt Deutschlands und der Türkei als Endstation vorgesehen. Wir wollen hier nicht auf die englische Fundamentaltheorie eingehen, nach welcher der persische Golf überhaupt ein englischer Teich' sein soll. Jedenfalls mußte ein deutsch-türkisches Kueyt gleichsam als Dolch an dem Halse des indischen Reiches aufgefaßt werden. Der Verlust Kueyts in unseren Tagen wäre etwa dem Verlust Gibraltars oder Maltas im vorigen Jahrhundert zu vergleichen. In Kueyt saß seit alters eine kleine Dynastie von Wahabiten, jenen arabischen Puritanern des Islam, die auf den fruchtbaren Hochflächen Innerarabiens praktisch stets in voller Unabhängigkeit vom Sultan gewirtschaftet haben. Aber diese Dynastie h'atte, durch die Schuld der gegen die Wahabiten jahrzehntelang steifenden osmanischen Regierung, Kueyt verloren. Und es herrschte dort seit mehreren Jahrzehnten die Familie, aus welcher der Schech Mubarak ibn Sabbah stammte. Dieser hatte sich’ seit 1871 mit dem Sultan auf guten Fuß gestellt und den Titel eines türkischen Kaimakam erhalten. Er erkannte somit die Oberhoheit des Sultans an. Als aber das Bagdadprojekt auftauchte, wurde diese Verbindung Mubaraks mit der Türkei eine Lebensgefahr für das britische Reich. Und es erschien nötig, den deutschtürkischen Plan an dieserStellezuschandenzumachen. 205