Muselmanen Albaniens, Anatoliens und Arabiens, die ihre Erinnerungen aus jener Zeit aufgezeichnet haben, sind sonderbarerweise einmütig in der Behauptung, Midhat habe zunächst einen schwachen Sultan unter sich haben wollen, um dann an seine Stelle zu treten. Und zwar fügen sie mehrfach hinzu, zur Ausführung dieses Planes wäre es unumgänglich gewesen, zunächst die Familie Osmans mit Stumpf und Stiel auszurotten. Das schlimmste Zeugnis gegen die „uneigennützige Reformpolitik“ Midhats wird jedoch von Jussuf-Izzedin geliefert, dem Sohne Abdul-Asis’, dessen Unparteilichkeit zwar mit Recht angezweifelt werden kann, der aber einem albanesischen, jetzt von den Jungtürken mit Tod bedrohten Stammeshaupte den kurzen, späterhin noch zu erwähnenden Brief überlassen hat, in dem Abdul-Hamid als Thronerbe seinen Vetter von dem Mordanschlag in Kenntnis setzte, der am 4. August 1876 von Murad auf Drängen Midhats gegen alle männlichen Mitglieder der Familie Osmans zur Ausführung gebracht werden sollte. FREIHEIT DURCH MASSENMORD Midhats Plan war im höchsten Grade logisch, wenn auch nach europäischen Begriffen ein wenig unsympathisch. Der erste Schritt zur Macht mußte die Absetzung Abdul-Asis’ sein; der zweite das Hausmeiertum unter Murad; der dritte die Vernichtung der Dynastie außer Murad; der vierte die Einführung einer Verfassung, die Murad überflüssig machte, seinen Widerstand reizte und ihn dadurch 40