fand den Mut zu einer letzten Aussprache mit dem Sultan, die ihm den Schlüssel zum Geheimnis liefern sollte. Es muß ein Bild furchtbarer Tragik gewesen sien, als die beiden sich stumm gegenüberstanden im Bewußtsein ihrer unnützen Schuld und in der Voraussicht der nahen Sühne. Als Midhat den Sultan verließ, erklärte er den Ministern, Murads Absetzung sei geboten, denn sein Wahnsinn sei jetzt unleugbar . . . Abdul-Hamid hatte sich als der Stärkere gezeigt. Was blieb also dem Pascha anderes übrig, als sich zu ihm zu stellen ? Er tat es mit der ganzen gewissenlosen Tatkraft, die ihm eigen war. Und damit gewann er seine innere Ruhe wieder. MIDHATS ZWEITE VERSCHWÖRUNG Abdul-Hamid ließ ihn nach wenigen Tagen nochmals darauf aufmerksam machen, daß der Sultan wahnsinnig sei und „wüste verbrecherische Pläne aushecke“. Er zeigte damit dem Pascha an, daß er und kein anderer den Massenmord vereitelt hatte. Midhat verstand den Rat und die Drohung um so besser, als der Thronerbe zugleich schriftlich wiederholte, er sei zur Einführung der Verfassung bereit, die der kranke Sultan, auch wenn er gewollt hätte, bewußt nicht mehr geben konnte. Mit äußerster Feinheit stellte sich Midhat nun wieder mit seinem alttürkischen Widersacher Mah-mud-Damad zusammen, der ja nur auf Murads Sturz wartete, um endlich die nach Abdul-Asis’ Entthronung ihm entgangene Machtfülle zu gewinnen. Mid-hats offener Vorschlag, Murad durch Abdul-Hamid 74