verständlich unmöglich festzustellen, wie Österreich zu der Kombination stand. Jedenfalls mußte Abdul-Hamid glauben, Österreich läge außerordentlich viel an Bosnien, und die Anstachelung der dortigen Aufstände von Wien und indirekt von Berlin aus bestärkte ihn darin. Um sich daher gegenüber den sicher bevorstehenden panslawistischen Plänen Rußlands bei dfn mitteleuropäischen Mächten einen Rückhalt zu sichern und ihr bei seinem Regierungsantritt so nötiges Wohlwollen zu gewinnen, machte er dem Grafen Zichy in der dritten Augustwoche Eröffnungen über seine Bereitwilligkeit, stillschweigend die Besetzung Bosniens durch Österreich zu gestatten und sie bei der ersten Gelegenheit diplomatisch ratifizieren zu lassen. Diese Gelegenheit bot sich bekanntlich später beim Berliner Kongreß. Wie wichtig dieser — wie wir glauben — bisher unbekannte Schritt des künftigen Sultans war, wird sich späterhin ergeben, wenn dargelegt werden wird, daß die Annexion Bosniens am 5. Oktober 1908 mit der vorherigen nach zweiunddreißig Jahren wiederholten Einwilligung Abdul-Hamids proklamiert wurde. Leider ist es uns unmöglich, den damals schon abgeschlossenen Pakt durch die Wiedergabe offizieller diplomatischer Dokumente zu belegen. Graf Zichy hat über das natürlich sofort angenomme Angebot wenigstens offiziell nichts an türkische Behörden geschrieben; höchstens dürfte Abdul-Hamid dahingehende Belege in seinem persönlichen Besitze haben. Aber Graf Zichy hat des längeren nach Wien berichtet, und es wäre zur offiziellen Aufklärung der neuen Orientkrise im höchsten Grade 79