niedriger Genußsucht gegen ihn ebenso listig wie gegen die drohende Staatskontrolle durch parlamentarische Regierung intrigieren würde. Er ahnte nicht, daß der andere, Redif, kein Soldat, sondern einfach ein Räuber war, der irgend einer reichen Beute alles opferte. Und wenn er die Beziehungen seiner beiden „Freunde“ zu Ignatieff kannte und auch wohl damit entschuldigte, daß Rußland Midhat zum größten Feinde hatte und ihn selbst bei seiner bevorstehenden Unternehmung gegen die Verfassungsreform hinter den Kulissen unterstützen würde, so glaubte er sicher nicht, daß beide aus Petersburg reichliche Summen bezogen und schon für den nahen Krieg den scheußlichsten Verrat vorbereiteten. Er war in einer unentwirrbaren Lage, aus der jeder andere, genau so wie er, nur mit verwandeltem Sinne und furchtbarer Menschenverachtung hervorgegangen wäre. Doch nahm er den Kampf gegen alle mit riesigem Mute auf. MIDHATS LETZTER VERRAT Mit äußerster Hartnäckigkeit stritt Hamid zunächst drei Monate lang gegen Midhat, der alltäglich auf die Promulgation der Verfassung drang. Unterdes ward die äußere Lage, zwar nicht militärisch, wohl aber diplomatisch immer schlimmer. Und Midhat ging, wie stets, mit dem Ausland. Im Drucke der Reichsfeinde sah er mit Recht das einzige Mittel, zu seinem Ziele zu gelangen und, kraft einer nach seinen persönlichen Wünschen zugeschnittenen Verfassung, so unumschränkt zu regieren wie Bismarck im neuen Deutschen Reiche. Als Rußland durch 138