schickt weiter. Er tat so, als ob er noch immer mit dem Sultan ginge, entrüstete sich moralisch über die Ankunft der englischen Kriegsschiffe und drohte offen, er werde seinem Palast gegenüber, am Bosporus zwischen Skutari und Beikos ein russisches Armeekorps lagern lassen. Natürlich war dies nur eine Finte. Tatsächlich unterstützte er unmittelbar die Volksbewegung, machte aber auch zugleich allgemein glauben, daß er selbst sehr ängstlich vor den bevorstehenden Ereignissen wäre. Er bestellte bei der Botschaft eine zahlreiche Leibgarde von Serben und Montenegrinern, die nachts die Umgegend absuchten. Andererseits verkleidete er mehrere seiner bulgarischen Agenten als Mekkapilger und ließ von ihnen in den Moscheen und an den Straßenecken Stambuls feurige Reden gegen Rußland und alle Christen deklamieren! Diese Lockspitzel hatten kraft ihres grünen Turbans und ihrer schönen Redegewandtheit großen Erfolg, derart, daß Midhat und die Englandfreunde einige Tage lang die größte Angst vor dem Ausbruch wirklicher Christengemetzel hatten. In Saloniki kam es ja auch tatsächlich zu Wirren, in deren Verlauf der deutsche und der französische Konsul in einer Moschee ermordet wurden. Ignatieff kam dieser schlimme Zwischenfall gerade recht, denn er wollte, daß die Bewegung zwar gegen den Sultan, aber möglichst auch gegen die Westeuropäer ginge, damit späterhin die Türkei ohne jeden Rückhalt im Westen den russischen Forderungen gegenüberstände. Midhat aber entwickelte ein prachtvolles Organisationstalent. Er beredete persönlich die Generale mehrerer Kongregationen zu einem Reformwerk 31