HAMID UND SEINE HERREN Wie der albanesische Historiker es erzählt, war Abdul-Hamid während der ersten Monate, oder sogar während der ersten Jahre seiner Regierung voll der besten Absichten und bemühte sich, auf alle Weise sein Reich aus der furchtbaren inneren und äußeren Lage zu reißen, in die es der professionelle Verschwome Midhat und der panslawi-stische Macher Ignatieff gestürzt hatten. Die Schwierigkeiten, die sich ihm vom ersten Tage an entgegenstellten, waren von vornherein fast unüberwindbar. Denn sie hatten ihren Ursprung in der Verschwörung Midhats mit seinen beiden Gegnern, Mahmud-Damad und dem Militärkommandanten Redif-Pascha, durch welche er zur Herrschaft gelangt war. Alle drei glaubten dank ihrer früher geleisteten Dienste über den jungen Hamid eine Geheimdiktatur ausüben zu dürfen. Midhat hatte seinen alten cäsarischen Plan durchaus noch nicht aufgegeben und glaubte ihn unter geschickter Ausnützung der internationalen Verwicklungen, der bald englischen, bald russischen Drohungen, wieder aufnehmen zu können. Hamid hatte ihm überdies, wie schon angegeben wurde, am 7. August, drei Tage nach dem mißlungenen Massenmorde der kaiserlichen Prinzen, einen Kandidatenbrief geschickt, in dem er sich anheischig machte, sofort nach seinem bevorstehenden Regierungsantritte die vom liberalen Pascha vorgeschlagene Verfassung zu unterzeichnen und zur Ausführung zu bringen. Midhat brauchte nur dieses, oder das später, zwischen dem 15. und 20. August, 133