VERTRAULICHER BRIEF EINES RUSSISCHEN BOTSCHAFTERS AN DEN KHEDIVE „Eurer Hoheit danke ich für den vom 20. Mai aus Kairo datierten Brief, mit dem Sie mich beehrt haben. Zugleich glaube ich, Eure Hoheit davon in Kenntnis setzen zu müssen, daß der kaiserliche Generalkonsul in Ägypten mir über den Verlauf der Unterredung, mit der Eure Hoheit ihn beehrt haben, berichtet hat. „Es tut mir sehr leid, daß Eure Hoheit den Nachrichten, die ich Ihnen in meinem Schreiben vom 27. April mitgeteilt habe, eine ganz andere Bedeutung beigelegt haben, als ich im Sinne hatte. Wenn Eure Hoheit sich gütigst meiner Angaben erinnern möchten, werden Sie feststellen, daß ich Sie zur günstigen Entwicklung der orientalischen Angelegenheiten beglückwünschte. Ich sagte, Europa sei vom letzten Kriege so erschöpft, daß jeder, der den Frieden zu stören gedächte, von der europäischen Meinung verflucht werden würde. Was also könnte Glücklicheres geschehen, als daß die von allen Seiten aufgehetzte Türkei sich wütend auf Ägypten stürzte, ohne dazu einen stichhaltigen Grund anführen zu können? Die Regierung Eurer Hoheit brauchte sich dann nur ein paar Tage zu verteidigen, und die Intervention, welche selbst unsere Gegner, die uns als Hetzer zur Revolution im Orient hinstellen, verlangen würden, müßte allen Hindernissen zum Trotz zum Ziele führen. „Indem ich Eurer Hoheit diese Gedanken ins Gedächtnis rufe, möchte ich zugleich die Ansicht der kaiserlichen Regierung noch genauer erklären. 60