tischen Ton, den prophetischen Gang, die Tiefe des Sinnes, die mächtige Synthese der wirklichen islamitischen Staatslehre, die wunderbare Fernsicht auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des modernen Islam erhebt sich diese Schrift weit über alles, was Gläubige und Ungläubige seit Jahrhunderten für oder wider das Khalifat geschrieben haben. Man könnte sie das Testament Abdul-Asis’ nennen. Allerdings wäre diese Bezeichnung nicht ganz zutreffend, denn sicherlich hat hier der Sultan nicht seinen „letzten“ Willen niederlegen wollen, obwohl die Niederschrift Anfang April 1876 erfolgt sein muß. Wenn der Sultan damals sein Ende vorausgefühlt hat, so hat er es sich sicher nicht so elend gedacht. Vielleicht glaubte er aber an einen ruhmreichen Tod, einen Khalifentod an der Spitze der Heere, die den Grund zur muselmanischen Renaissance legen sollten, einer Wiedergeburt, die das Grundgesetz des Islam den modernen Bedürfnissen anpassen würde. Wie dem auch sei, die Nachfolger des bedeutendsten und verkanntesten Herrschers, den die Muselmanen seit vielen Generationen besessen, sollten seinen Gedanken von Schritt zu Schritt nur folgen; und ihre Widersacher, die Europäer und mit ihnen die Jungtürken, d. h. alle, die niemals das Wesen des Islam, des Khalifats und des osmanischen Reiches Begriffen haben, sollten dieses Evangelium der islamitischen Wiedergeburt überdenken. Abdul-Hamid, der wenigstens auf intellektuellem Gebiet seinem Oheim kaum nachsteht, scheint es übrigens zu kennen, und wenn er es infolge der europäischen Einmischungen und der furchtbaren Umstände seiner Thronbesteigung in Halbmond 4 49