„Wenn Ihr Botschafter die Türkei bestiehlt, so ist das kein Grund für mich, Frankreich zu bestehlen“ — lautete die Entgegnung. Der Höfling schlich davon und berichtete bei Hofe über den Zwischenfall; worauf Wefik demissionierte, da er begriff, daß seine Ehrlichkeit ihn zum Feinde des Kaisers gemacht hatte. Bei seiner Ankunft in Konstantinopel kanzelte der Großvezier Fuad ihn zunächst humorvoll ab, beurteilte ihn dann aber im Ministerrat in folgenden Worten: „Wefik ist ein Diamant von so eigentümlicher Form, daß man nicht weiß, wie man ihn fassen soll. Da er aber so eifersüchtig über die Interessen des Fiskus wacht, so wird er vielleicht einen ausgezeichneten Zolldirektor abgeben.“ Aber als oberster Verwalter der Eingangsabgaben zeigte er sich ebenso „unmöglich“ wie am Pariser Hofe. Ein bei Abdul-Asis besonders gut angeschriebener Günstling hatte aus Paris moderne Kunstmöbel kommen lassen, fand es aber unter seiner Würde, den tarifmäßigen Zoll dafür zu bezahlen. Er ging zu Wefik und sagte ihm: „Der Tarif ist für gewöhnliche Untertanen da, aber nicht für Leute von meiner Stellung. Ich habe bisher nie Zoll bezahlt.“ „Das beweist gar nichts,“ meinte Wefik darauf. „Wenn ich bei Männern von Ihrer Stellung Unterschlagungen duldete, wie sollte ich solche dann wohl meinen Beamten verbieten können?“ „Der Höfling beklagte sich beim Sultan über Wefiks Frechheit, und dieser mußte sich wieder auf seinen Landsitz zurückziehen. 144