EIN DEUTSCH-ENGLISCHER KRIEG IN ARABIEN Seit mehreren Jahren schon, wie oben angedeutet, betrieb England unter den halb unabhängigen Arabern eine geheimnisvolle, aber energische Propaganda gegen die Türkei. Es hatte dem Wahabiti-schen Fürsten Tausende von Gewehren nebst Munition geschenkt. Und dieser benutzte sie, um gegen den Fürsten des Nedschd Ibn Reschid, der seine Kampfmittel vom Sultan bezog, seine Macht über das Innere Arabiens nach Norden auszudehnen. Der Wahabite, Ibn Saud, war also eigentlich ein Werkzeug Englands gegen die türkenfreundlichen Stämme Arabiens unter Ibn Reschid. Mit diesem nun hatte Mubarak von Kueyt irgendein Hühnchen zu rupfen, geriet dank seiner militärischen Schwäche in höchst fatale Lage und nahm daher ohne weiteres den von England geschickt angebotenen Schutz gegen Ibn Reschid und damit zugleich gegen seine Hintermänner, den Sultan und Deutschland, an. Im August 1901 wurde in Kueyt die englische Flagge gehißt und... die Bagdadbahn hatte keinen Ausgang mehr zur See 1 In Deutschland und in dem damals von Faschoda her noch englandfeindlichen Frankreich ereiferte man sich stark; der gerade recht unangenehm sich hinziehende Transvaalkrieg machte England etwas kleinmütig; und schließlich fand man in London mehr oder weniger stichhaltige Entschuldigungen, um den großen Schlag des indischen Vizekönigs, Lord Cur-zon, auf das Drängen des Sultans rückgängig zu 206