und es sogar virtuell zu empfehlen, aber sozusagen gerade deshalb, gleichsam als Kompensation, Rußland die Oberleitung der bulgarischen Politik und des in Aussicht genommenen Großbulgariens zu sichern. Natürlich glaubte man in Petersburg, wo gerade die kürzlich errungenen verfassungsmäßigen politischen Freiheiten erdrosselt wurden, durchaus nicht an die Möglichkeit eines Erfolges der von England geleiteten muselmanischen Modernisten. Man glaubte noch, wie ehemals Gortschakoff und Ignatieff, an die Aufteilung der verfallenden Türkei des Khalifen. Und deshalb ward auch' der Großfürst Wladimir nicht angewiesen, für den Fall einer solchen Revolution Vorkehrungen zu treffen. Niemand dachte daran, daß Österreich etwa mit dem Sultan zusammen irgendwelche Gegenvereinbarungen treffen könnte: denn solange die Idee der Aufteilung des osmanischen Reiches herrschte, mußte natürlich Österreich der Bundesgenosse, oder richtiger gesagt, der Miträuber Rußlands sein. Deswegen hatte der Großfürst Wladimir in der Aufteilungsfrage nur den Fall vorzusehen, daß Österreich sich mit Rußland zusammen gegen den Sultan stellte. DER RUSSISCH-BULGARISCHE SCHEINVERTRAG Wladimir führte die Verhandlungen im September 1907 mit außerordentlicher Kunst. Er setzte die Unterzeichnung eines Geheimvertrages durch, dessen Existenz oft geleugnet wurde, dessen Text uns aber 247