nicht, nach der Lösung des furchtbaren Schweigens in Todesangst, allmählich zum Bewußtsein erwachen und sich stetig auf der Grundlage der Tradition erheben? Und wird England noch etwas an jungtürkischer Ordnung liegen, wenn es sich den Lohn seiner Dienste, Ägypten samt dem Khalifat, genommen? Kein kaltblütiger Mensch darf es glauben. Nur ist in politischen und sozialen Dingen alles möglich, und das Unwahrscheinliche oft eher als das Logische. Unwahrscheinlich ist, daß in unserer Epoche die seit Jahrzehnten gegeneinander verhetzten Rassen und Religionen sich gemeinsam einer einzigen, und gerade der von allen gemeinsam am besten gehaßten, der osmanischen unterwerfen, wie die Jungtürken es verlangen mit ihrer türkischen Schul-sprache, ihrer außerreligiösen Schule und der Schaffung eines osmanischen Nationalstaates, in dem alle Elemente umrißlos verschwimmen. Unwahrscheinlich ist auch, daß die Christen zugunsten dieser Nationalidee, deren Annahme ihren historischen Selbstmord bedeuten würde, auf ihre vielen und großen Vorrechte, insbesondere das der Militärfreiheit verzichten sollten. Unwahrscheinlich ist schließlich, daß ein solcher Nationalstaat, wenn er sich organisierte, auf die Dauer bestehen könnte. Denn die Großmächte können aus zwingenden wirtschaftlichen, wenn nicht nationalen Gründen unmöglich auf ihre Weltmachtpläne verzichten. Und deshalb bleibt die Türkei wie früher der Zankapfel der um die Vorherrschaft in Europa und Asien Ringenden. 341