zu ersetzen, fand seinen freudigen Beifall; denn der Thronerbe galt nicht mit Unrecht als überzeugter Vertreter der echttürkischen Gesinnung, die wohl Neuordnung des Reiches im Sinne des Scharia, aber nicht Überpflanzung europäischer Einrichtungen auf islamitische Weltanschauung will. Und so konnte Mahmud glauben, das Versprechen der Verfassung sei bloße Finte, um Midhat zu gewinnen, aber der wahre Leiter der kaiserlichen Politik würde er sein. Der bei jedem außerordentlichen Thronwechsel unentbehrliche Schech-ul-Islam, Hairulla, der seit der Sanktionierung des vorigen Staatsstreichs Midhat nichts verweigern konnte, wurde sofort in den Plan eingeweiht. Und er machte sich anheischig, ein Fetwa, eine religionsgesetzliche Entscheidung, zu liefern, die die Absetzung eines geisteskranken Sultans empfahl. Am 16. August fuhr Midhat offen nach Moslu-Oglu, um Abdul-Hamid die Padischahwürde anzutragen. Da es dem Auslande gegenüber gefährlich schien, Murad, dessen wahren Zustand niemand kannte, ohne weiteres zu entthronen, erklärte Midhat offiziell, es sei dem Thronerben bloß die Regentschaft angetragen worden, aber dieser habe sie unter Berufung auf den Scharia verweigert, und auf Befragen habe der Schech-ul-Islam entschieden, daß eine Regentschaft gegen den Sinn des heiligen Grundgesetzes verstoße. Da aber auch dem Auslande eine Regelung der Lage notwendig schien — es ist nicht zu vergessen, daß gerade in diesen Monaten die Türkei in den Donauprovinzen und gegen Serbien siegreich Krieg führte und die Häupter der panslawistischen Umtriebe in äußerste Verlegenheit brachte — so hielten schließlich Minister, reli- 75