226 VON SEBENICO NACH KNIN. Jenseits betreten wir dann den Marktflecken Drnis, der zwar — eine Seltenheit unter den dalmatinischen Orten ■— keine Erinnerungen an die Römerzeit besitzt, wohl aber in der Zeit der Türkenkämpfe des XVII. Jahrhunderts eine solche Rolle spielte, dass die Türken den Ort „Klein-Sarajevo“ nannten. Schon damals war Drnis als Strassenposition zwischen dem Petrovopolje und dem Gebiet von Sebenico wichtig, wie besonders die Kämpfe von 1647, 1664 und 1683 zeigten. Im ersteren Jahre drangen hier der venetianische General Poscolo und der Srdar der Kotari vor und zwangen den in der epischen Volkspoesie bekannten Vezier Tekelija nach Vrlika und schliesslich nach Bosnien zu flüchten. Da aber F o s c o 1 o den Fehler begieng, DrniS desarmieren zu lassen, so gelang es den Türken noch im selben Jahre DrniS zurück zu erobern, nachdem die Bevölkerung theils zum Meer theils in die Berge geflohen war. Einen neuerlichen Sieg bei DrniS erfochten die Christen 1664, als der Provveditore Cattarino Co mar o mit den Bewohnern des Petrovopolje gegen den blutrünstigen türkischen Beg Filipovic ins Feld rückte. Auch dieser Sieg blieb jedoch fruchtlos, da Venedig damals das binnenländische Dalmatien gegen die Türken nicht zu halten vermochte, und erst als sich die Macht der letzteren vor Wien gebrochen hatte, gelang es dem helden-müthigen Srdar Nakic, Drnis für immer von den Türken zu befreien. Seit jener Zeit begannen die Befestigungen zu verfallen und auch die vier türkischen Dzami je verschwanden bis auf eine, deren Minarets jetzt als Ruinen auf dem Berghange stehen, und eine zweite, die noch 1683 zur katholischen Kirche geweiht wurde und sich als solche erhalten hat. "Wo heute die Pfarrerwohnung sich befindet, stand seinerzeit das Haus des türkischen Geistlichen (Oberhodza) und neben demselben befand sich ein grösser Brunnen, zu welchem die Türken das Wasser 13 Kilo- O 7 meter weit vom Berge Promina herleiteten, damit es zum „Advet“, d. h. den religiösen Waschungen diene. Heute ist Drnis sowohl der Nähe des fruchtbaren Petrovopolje wegen, als auch weil sechs von dem Orte ausstrahlende Strassen den Vieh- und Getreidehandel begünstigen, in merklichem Aufschwung begriffen1 und ein Theil seiner 1456 Einwohner wohnt in ganz hübschen, vorwiegend längs der Hauptstrasse gruppierten Gebäuden, unter welchen sich auch ein paar freilich primitive Wirtshäuser befinden. 1 Drniä ist Sitz eines Gerichtsbezirks, welcher eine einzige Steuergemeinde umfasst (659'11 Quadratkilometer, 20.426 Einwohner).