578 AUSFLUG NAGH MONTENEGRO. durch Erhöhung der russischen Hilfsgelder unter Nikolaus I. in die Lage versetzt war, alle Steuern zu erlassen. Unter Peter II. fielen 1838 die kleinen Zwiste an der österreichischen Grenze vor, welche zur Abtretung des Klosters Stanjeviö führten; und unter Peter war es auch, dass zuerst europäische Reisende häufiger nach Montenegro kamen, vor allem der gekrönte Ereund Dalmatiens, König August von Sachsen, zu dessen Ehren Peter II. einst bei der Abendmahlzeit ein Gedicht machte, das noch nachts in der Cetinjer Druckerei gedruckt und am nächsten Morgen dem König überreicht wurde. In derselben Druckerei liess Peter 1835 bis 1839 auch die „Grlica“ (Turteltaube) herstellen, einen montenegrinischen Kalender, welcher als der Vorgänger der beiden jetzt in Cetinje erscheinenden Zeitungen betrachtet werden darf.1 Gegen Ende der Regierungszeit Peters II. erschien der sächsische Reisende Kohl in Cetinje und zu ihm bemerkte der Vladika, der sich viel mit Homer beschäftigte, Kohl werde in Montenegro oft an Homer und an die von dem grossen Griechen geschilderten Völkerzustände gemahnt werden. Thatsächlich fand denn auch Kohl, dass den meisten Sitten und Gewohnheiten der Montenegriner uralte Vorbilder zu Grunde lägen, Sitten und Gebräuche, die schon vor Homer geherrscht haben mögen und sich offenbar auf der alten „slavisch-griechischen Halbinsel“ immer wieder bei den Berg-und Hirtenvölkern reproducieren. Freiheitssinn und Stolz auf die Waffen, Einfachheit der Lebensweise (man denke an die Rolle, welche Hammelbraten und Wein bei Homer, wie in den alten Slavenliedern und noch heute in Montenegro spielen), Gastfreundschaft, Vorrang des Mannes vor der wenig beachteten aber respectierten Frau, alle diese Züge und dazu den Umstand, dass die Helden selbst auch die Sänger ihrer Thaten sind, sagt Kohl, findet man bei den homerischen Griechen wie bei den Montenegrinern. Die nüchterne Wirklichkeit, die den homerischen Gesängen zu Grunde lag, mag sehr ähnlich dem Leben in Montenegro gewesen sein und letzteres brauche man nur homerisch aufzufassen und man finde leicht die Elemente zu einer Odyssee. Auf Peter II. folgte 1851 Danilo II., unter welchem die Pforte 1853 abermals den Versuch machte, das nach ihrer Auffassung rebellische Montenegro zu Gehorsam zu bringen. Damals legte sich aber Österreich ins Mittel und Danilo, der die kirchliche Würde des Vladika nicht angenommen, sondern sich zum ersten weltlichen Herrscher Montenegros erklärt und 1855 vermalt hatte, konnte sich nun einige Jahre jener friedlichen Thätigkeit widmen, welcher 1855 der Codex Danilo, das erste bürgerliche Gesetzbuch Montenegros, entsprang. Im Jahre 1858 focht Danilo II. glücklich gegen die Türken bei Grahovo und erlangte einige Grenzberichtigungen, welche den Flächeninhalt des Staates von circa 4000 auf 4300 Quadratkilometer brachten. 1 Es erscheint allwöchentlich ein politisches Blatt (Glas Crnogorca = Der montenegrinische Bote) und alle zwei Monate eine literarische Zeitschrift.