HISTORISCHES. 453 auch in internationalen Beziehungen zu den Nachbarn und zu anderen Handelsstädten. Eine venetianische Besatzung gab es nicht. Im Nothfall war das Erscheinen venetianischer Kriegsschiffe ein wirksamer Schutz gegen jede Gefahr. Gegen die Nachbarn vertheidigten die Eagusaner selbst ihr Gebiet, besonders mit ihren Schiffen, die sie in den von Venedig geführten Seekriegen zur venetianischen Flotte senden mussten. Die Verbindung mit Venedig während der höchsten Entwicklung der Lagunenstadt war für Eagusa von grossem Einfluss. Eagusa nahm am orientalischen Seehandel immer grösseren Antheil, organisierte seine Verwaltung und vergrösserte sein Gebiet. Die innere Organisation ist bezeichnet durch die Abfassung des Statuts 1272; Fortsetzungen dieses Gesetzbuches waren die Sammlungen „Liber Beformationum“ 1335, „Liber Viridis“ 1358—1460, „Liber Croceus“ etc.1 Freiwillig schloss sich die Insel Lagosta an (vor 1272). Andere territoriale Erwerbungen wurden stets durch Geld, ohne Eroberungskriege durchgeführt. Als Friedensvermittler zwischen Bosnien und Serbien erwarben die Eagusaner 1333 die Stadt Stagno sammt der ganzen jetzt Sabbioncello (Bât, Peljeäac) genannten Halbinsel. Der Seehandel reichte bis Ägypten und Syrien, nach Tunis und bis in. das Schwarze Meer; Handelsverträge, bei jeder Gelegenheit erweitert und erneuert, schlossen die Eagusaner im Osten mit Bosniern, Serben, Bulgaren und Griechen; in Italien verkehrten sie ausser Venedig besonders mit Ancona, Florenz und mit Unteritalien, Neapel und Sicilien. Ein grösser Theil des Umtausches der Eohproducte der Balkan-Halbinsel gegen die Industrieproducte Italiens gieng über Eagusa. Die Nachbarschaft auf dem Festlande war damals wechselnd. Bis ungefähr 1325 waren die Serbenkönige die alleinigen Nachbarn, ungefähr 1325 bis 1378 lag Eagusa gerade bei der bosnisch-serbischen Grenze, 1378—1466 waren die Bosnier die einzigen Nachbarn der Stadt. Mit den Nachbarn gab es wegen der Grenzen der fortwährend erweiterten Weinberge, wegen der Handelsrechte und wegen des von Eagusa stets mit kluger Berechnung gewährten Asylrechtes für flüchtige Fürsten und Edelleute der Nachbarschaft mitunter auch kriegerische Conflicte. Seit ungefähr 1237 zahlten die Eagusaner dem Serbenkönig für die Handelsrechte einen Tribut am St. Demetriustage, zuletzt 2000 Perper (1000 venetianische Ducaten) ; 1378—1463 bezogen diesen Tribut die bosnischen Könige. Der Handel war geregelt; nach Venedig unternahmen zwei Galeeren der Stadt regelmässige Fahrten und ins Binnenland zogen grosse Karavanen von Saumpferden von der Porta Ploce. Serbien und Bosnien exportierten meist Vieh, Leder, Wolle, Pelzwerk, Honig und Wach», Bauholz und Metalle. Die Blütezeit dieses Handels ist in Verbindimg mit einem Aufschwung des Bergbaues, welcher in Bosnien, Serbien und Bulgarien im XIII. bis XV. Jahrhundert von deutschen Bergleuten betrieben wurde; sie waren von den einheimischen Herrschern aus 1 Über diese Gesetzgebung der Eagusaner Bogiäic (gewesener Justizminister in Montenegro), Le statut de Baguse, Bevue historique de droit français et étranger 1893.