546 DIE BOCCHE. noch die verdämmernden Hochgipfel der bis 130 Kilometer entfernten nordalbanischen Alpen in den Gesichtskreis. Alle diese fernen Kämme und Gipfel aber bilden vom landschaftlichen Standpunkte aus nur den nebensächlichen Bahmen für die prächtigen Karstgebirgs- und Waldscenerien, welche der Orjenstock selbst und seine gegen die montenegrinischen und hercegovinischen Karstplateaus und Poljen, gegen das Bagusäische und gegen die Bocche hin ausstrahlenden Trabanten darbieten. Perasto (Perast). Gegenüber den Catene liegt am Fuss des kahlen Cassone Perasto, jetzt ein Städtchen von nur 438 Einw'ohnern, aber einst angesehen in der Bocche ob des Wohlstandes seiner Seefahrer, von denen sich im Laufe der Jahrhunderte nicht wenige hervorgethan und einen Namen gemacht haben. Aus jenen schöneren Zeiten stammen die wohlgebauten Häuser, wie die Palazzi Smecchia, Viscovich, Ballovich u. a., die man heute unbewohnt oder gar in Buinen liegen sieht, wie z. B. jenes am südlichen Ostrande, vor welchem jahraus jahrein ein Orangenbaum seine Früchte reift, ohne dass sie von Befugten oder Unbefugten abgenommen würden. Von der Lände weg kommt man direct zu der seit 1898 in Bestaurierung befindlichen Kirche, hinter welcher als Best eines seinerzeit begonnenen aber nicht vollendeten Gotteshauses ein einsamer Bogen steht. Links der Kirche erhebt sich der Glockenthurm, noch weiter links die Buine eines Hauses, das einst dem Bischöfe Zmajevic gehörte. Das Mausoleum des Letzteren befindet sich bei dem hohen schlanken Glockenthurm, den man rechts im Orte bemerkt. Im Gemeindehause und in der Kirche von Perasto werden noch heute Trophäen aus der Glanzzeit der Stadt aufbewahrt, so die Fahne, welche die Perastiner eroberten, als sie am 16. Mai 1654 einen Angriff von 6400 Türken abschlugen, so ein Schwert, das ihnen Peter Zriny (Zrinjski) schenkte, so die Standarte (Vassello del gonfalone), die der Stadt seinerzeit von Venedig verliehen wurde, und die nach dem Falle der Bepublik unter rührenden Cere-monien unter dem Hochaltar der Kirche begraben wurde. Nördlich von Perasto erhebt sich die Veste S. Croce, von ferne gesehen ein „Kasten aus Stein“, in Wirklichkeit terrassenförmig am Monte Oassone emporsteigend, gegen dessen Gehänge eine hohe Mauer den Abschluss bildet.1 Die Scogiien S. Giorgio und Madonna dello Scaipello. Von Perasto hat man einen schönen Blick zwischen dem grünen Vrmac, von dessen Gehänge Dorf Ober-Stolivo winkt und dem felsgrauen Devesite in die Enge der Catene. Etwas rechts aber, wo den Hintergrund des grünen Thaies von Morinje und Bunovic die bocchesische Snijeznica und die östlich 1 Über die Geschichte Perastos handelt das Werk „Storia di Perasto“ von Francesco Conte Viscovich. Zara 1898.