‘256 OIE MORLAKEN. soll auch im Folgenden nicht eine Beschreibung versucht, sondern bloss eine Namenserklärung jener Kleidungsstücke gegeben werden, welche dem Fremden im nördlichen Binnen-Dalmatien hauptsächlich auffallen dürften. In erster Linie mag dies hinsichtlich des kleinen rothen Käppchens der Mädchen der Fall sein, das in der Form an die Cerevis der Studenten erinnert. Es ist ein äusseres Zeichen der Unverheirateten, während den Frauen durch die Sitte ein Kopftuch (jaSmak) vorgeschrieben wird. Von den eigentlichen Kleidern ist zunächst das über dem weitärmeligen rothbestickten Hemde getragene Unterkleid zu erwähnen, die modrina oder bijelina1 genannt wird, je nachdem es von blauem oder (bei den Mädchen) weissem Kasch (ordinärem Schafwolltuch) gefertigt ist. Im Sommer besteht es aus Leinwand und heisst dann brnjica. Die Ärmel dieses Unterkleides, für das man auch den Namen uspansan hat, werden aus dem Oberkleide hervorgesteckt, dem ärmellosen dickwolligen und vorn offenen sadak, der in Weiss, Blau oder Schwarz angefertigt, und mit buntem Tuch eingesäumt wird. Den Obertheil des Unterkleides findet man zuweilen durch meist rothe Flanell- oder Leinwandleibchen (kroäet) ersetzt, die vorn zugeköpft und vom Gürtel (litar) festgehalten werden, an dem ausser mancherlei Zierrat auch Schlüssel, Messer u. dgl. an Kiemen oder Bändern befestigt sind. Alle diese Kleidungsstücke einschliesslich der Schürzen (pregaca) geben den Frauen reichlich Gelegenheit, ihre Kunst im Sticken zu zeigen; speciell das Leibchen aber dient den Mädchen zur Anbringung ihres Schmuckes, der nicht nur am Halsbande, sondern auch an Achselbändern (ploö) getragen wird und von den billigsten Glasperlen bis zu schweren Silber- ja selbst Goldmünzen alles Glänzende und Schellende umfasst, was ein Naturkind des Südens nur schön finden mag. Was endlich die Fussbekleidung betrifft, wird von mehreren Landeskennern hervorgehoben, dass für den Begriff „Strumpf“ eine ganze .Reihe von Namen existiert. Man hüllt nämlich Beine und Füsse sozusagen in mehrere Strumpftheile, ehe die Opanken beziehungsweise bei den Wohlhabenderen die aus gelbem oder rothem Leder gefertigten Schuhe (papuöe) angelegt werden. * Wie schon im Abschnitt „Bevölkerung“ erwähnt, lässt der dalmatinische Menschenschlag nur in einzelnen Niederungen, wo man erst anfängt der Versumpfung des Bodens entgegenzuwirken, zu wünschen übrig. Im allgemeinen und besonders in den Bergen wohnt ein robustes Volk, bei dem primitive Lebenseinrichtungen fast wie bei den Spartanern darauf hinwirken, dass schon in der zartesten Kindheit alles Lebensschwache ausgeschieden wird. Da die Frau, selbst wenn sie guter Hoffnung ist, ihren Arbeiten nachgeht, unter welchen die Holz- und Wasserbeschaflüng nicht die geringste ist, kommt es zuweilen vor, dass sie von der schweren Stunde überrascht i Modar, weiblich modra, heisst auf cr.-s.: blau, bio bijela weiss.