DIE MORLAKEN. 259 KOLO (Trachten aus der Gegend von Kistanje). Wie schon im Eingänge dieses Capitels angedeutet, ist es ein Hauptvorwurf, den man dem dalmatinischen Gebirgsbewohner macht, dass er so weit als möglich der Arbeit ausweicht und lieber eine Trinkgelegenheit zu suchen pflegt. Solche Gelegenheiten sind ihm nicht nur die Hochzeiten, die Kindstaufen und die Todtenmähler (daca, poduäje), sondern auch die Feiertage und die mit Vorliebe zur Entfernung vom Hause benützten Marktgänge, die übrigens wie in Italien, soweit es nur möglich ist, als Markt ritte absolviert werden. Hat der Morlak noch Vorrath, so ist ihm wer da kommt willkommen und die Flasche wandert mit einer Ausdauer von Hand zu Hand, dass „Leistungen“ bis zu 10 Litern an einem Tage nicht zu den Seltenheiten gehören. Sind aber dann gegen Weihnachten und Neujahr die Gebinde leer, dann heisst es an Festtagen zum Händler um Wein gehen und nun beginnt die Verschuldung, die bei Menschen von so sorglosem Charakter, für die fernere Existenz oft geradezu verhängnisvoll wird. Selbst die Anhänglichkeit des Morlaken an sein Vieh schlägt ihm dann zum Verderben aus. Der Gläubiger weiss nämlich sehr gut, dass der Morlake dieselben Ochsen, die er gelegentlich mit der Peitsche blutig schlägt, dann wieder „Meine Lieben“, „Meine Ernährer“ tituliert und in ihrem Besitz sein Ansehen und seine Ehre sieht. Auf die Ochsen wird daher zuerst die Hand gelegt und da nun der Bauer, um nur wieder zu seinem Vieh zu gelangen, sein Vermögen verschreibt, auch der Verlockung zu trinken immer wieder unterliegt, so kommt es nicht selten dazu, dass er schliesslich als Knecht auf seinem früheren Hofe sitzt und nun für den Gläubiger arbeiten kann, der ihn früher ordentlich zu übervortheilen verstand. * Der Morlake im norddalmatinischen Binnenlande ist gerade kein besonders starker Esser. Ein Stück Brot mit Käse oder einer Zwiebel genügt ihm, wenn nur die Flasche gefüllt und Tabak da ist. Hat er weidlich zu 17*