DIE MONTENEGRINISCHE TRACHT. B81 Die monteneflrmisclie Tracht. Die montenegrinische Nationaltracht, welcher sich auch die Angehörigen des Fürstenhauses bedienen und welche — einschliesslich der Waffen — von den montenegrinischen Amtspersonen selbst im Kanzleidienste getragen wird, z. B. im Postbureau zu Cetinje, zeichnet sich vor allem durch die Kapa aus, eine rothe Kappe mit schwarzem Rand, deren Deckel einen goldenen Stern unter goldenem Regenbogen zeigt. Wie man sagt, bedeutet der schwarze Rand die Trauer um die auf dem Amselfelde (Kosovo) verlorene serbische Freiheit, während der Regenbogen die Hoffnung, jene wieder zu gewinnen, und der Stern den Stern Montenegros symbolisiert. Die Chiffre HI (d. h. in römischer Schrift N I) ist jene des Fürsten, von den an der Seite der Kappe angebrachten Distinctionen künden Doppeladler und Löwe aus Messing den Senator, das von zwei türkischen Säbeln umgebene Wappen den Officier (dem die Nationaltracht zugleich Uniform ist), das einfache Wappen aus Blech den Capitän. Die eigentliche Gewandung des Montenegriners besteht aus dem Däama-dan, einer mit schwarzen oder Goldverzierungen eingefassten rothen Weste, über welcher der Gunj getragen wird, ein langer weisser Faltenrock, der über der Brust nicht schliessbar ist. Über den Gunj kommt noch die mit farbigen und Goldzierraten reich geschmückte ärmellose Jacke, welche man Jelek nennt; die Taille umschliessen zwei oder sogar drei Gürtel: zu unterst eine ordinäre rothe Binde, darüber der Waffengürtel Kol an und über diesen der silberdurchwebte Pas. Der Gürtel dient zur Aufbewahrung deriWaffen und zur Befestigung der blauen Faltenbeinkleider (Gace), die bis zu den Knien reichen. Hier beginnen die mit Hafteln zusammengehaltenen Gamaschen (Dokoljenice), welche bis zu den aus Schnüren gefertigten Opanken reichen. Diese Tracht, die im allgemeinen als die Festtracht anzusehen ist, wird jedoch zur gewöhnlichen Tagesbeschäftigung, welche auch beim montenegrinischen Officier — wie einst in Rom — zumeist in landwirtschaftlichen Arbeiten besteht, und namentlich von den Ärmeren wesentlich vereinfacht, indem man statt des Dzamadan die Jei5erm*a, ein einfaches rothes Gilet, und statt des Mantels die Struka, einen braunen plaidartigen Kotzen anlegt. Die Montenegrinerin zieht, um sich sonntäglich zu putzen, über dem gewöhnlichen Unterkleide Köret das weisse Oberkleid an, einen vom offenen langen Mantel mit Ärmeln, über welchem noch eine, bei jüngeren Frauen rothe, bei älteren blaue oder violette Sammtjacke kommt, die Jecerma. Mädchen tragen jedoch statt der Jecerma ein bis zur halben Brust reichendes Mieder, das an den Achseln Epauletten bildet. Die Brust ist nur durch das Hemd verhüllt, die Taille hält bei den Frauen ein silberner Gürtel, den Kopf bedeckt bei den Verheirateten ein schwarzes Tuch, bei den Mädchen eine rothe Kapa ohne Stern und Regenbogen. Die Werktagstracht der Frauen aus dem Volke beschränkt sich gewöhnlich auf den Unterrock und den Köret.