536 DIE BOCCHE. geschickte Petition fruchtlos blieb,1 kam es zu Unruhen in der Zupa und in der Krivoäije, deren Dämpfung sich bis ins Jahr 1850 verzog. Eine zweite Bewegung gieng durch die Bocche, als 1869 das eben sanc-tionierte Wehrgesetz durchgeführt werden sollte. Damals widersetzten sich vor Allem die Krivoäijaner und es kam zum ersten Blutvergiessen, als gelegentlich einer beabsichtigten Verproviantierung des von den Österreichern 1836 erbauten Forts Dragalj 2 eine dahin entsendete Halbcompagnie von Bewaffneten aufgehalten wurde. Der bedauerliche Vorfall war das Signal zum Ausbruch einer schon vorbereiteten Insurrection, deren Bewältigung umso schwieriger war, als sich die Hauptmacht der Aufständischen in den damals schwer zugänglichen Gebirgen nördlich von Castelnuovo und Bisano hielt. Um unnöthiges Blutvergiessen zu vermeiden, begnügte sich der zuletzt entsendete Obercommandierende FZM. Baron Bodic mit einer formellen Unterwerfung, zu der am 11. Jänner 1870 im Dorfe Knezlac oberhalb Bisano 300 Krivosijaner erschienen; im Wesen blieb jedoch zunächst alles beim Alten und erst 1881, als die Begierung beschlossen hatte, dem Gesetze der allgemeinen Wehrpflicht auch in der Krivoäije unbedingt Achtung zu verschaffen, kam es unter dem Statthalter FML. Jovanovic zu den am 9. Februar 1882 begonnenen durchgreifenden Massnahmen, infolge welcher die KrivoSijaner Ende Mai 1882 theils sich unterwarfen, theils nach Nikäic in Montenegro auswanderten.3 Fahrt durch die Bocche. WTie schon im Capitel XXIX erwähnt, ist die Scenerie am Eingang der Bocche in hohem Grade durch die flankierenden Fortiflcationen bestimmt: links auf der Punta d’Ostro, durch das mächtige alte Fort mit seinen grauen Quadern, den Leuchtthurm (mit meteorologischer Station) und weiter bucht-einwärts das erst 1897 vollendete neue Fort mit seinen Panzerthürmen, rechts durch das Fort Mamola auf dem Scoglio Bondoni, zu dessen Seite man noch ein Kirchlein (Gospa) auf einer kleinen Küsteninsel erblickt. Der Anblick, den die Scenerie bietet, hängt aber auch sehr von der Tages- und Jahreszeit und der Wetterstimmung ab. Es ist ein prächtiges Bild, wenn die sturmbewegte See an den Felsen der Punta d’ Ostro mächtige, weiss- 1 Die Petition war am Scoglio Madonna dello Scalpello von einer Versammlung, welche die anlässlich der ersten Wahl eines Beichsraths-Abgeord-neten nach Cattaro gekommenen Wähler abhielten, beschlossen worden. 2 Siehe Seite 544. 3 Anhangsweise sei hier erwähnt, dass unter den hervorragenden Männern, welche die Bocche im Laufe der Jahrhunderte hervorbrachte, mehrere mit der Geschichte und Landeskunde ihrer Heimat sich beschäftigten. So lieferte der Cattariner Mariano Boliza im Jahre 1614 eine noch heute wichtige Beschreibung des Sandschakats Scutari, in welcher er die Umgebung des Scutari-Sees, Montenegro u. s. w. behandelte. Ebenfalls ein Cattariner Mariano Bucchia, veranlasste 1616 den Druck der von ihm gesammelten Statuten Cattaros. Giovanni Bona (Boliza) dagegen, dessen Thatkraft Cattaro mehrmals Bettung verdankte, schrieb in Hexametern eine Descriptio Ascrivensis urbis. (In S. Bazzis Storia di Bagusa.)