404 DIE MITTELDALMATINISCHEN INSELN. mit Unterstützung des älteren Dionys von Sicilien eine Colonie gegründet, welche — wie darnach die Insel selbst— Pharia (jetzt er. Hvar) hiess.1 Es ist aber wohl möglich, ja wahrscheinlich, dass schon in weit älterer Zeit griechische Co lonien auf Lesina oder wenigstens Handelsbeziehungen der ältesten illyrischen Inselbevölkerung mit dem Südosten bestanden. Denn einzelne der auf Lesina gefundenen Münzen zeigen nach dem Urtheil der Archäologen Böck, Furlanetto und Nisiteo den Stempel des Beginnes der Prägekunst und die Devisen der ältesten Städte Griechenlands und Kleinasiens, die gefundenen Mauerreste aber stimmen mit jenen überein, welche die Archäologen als pelasgische bezeichnen. Ausser fremden Münzen (von Dyrrhachium, Korinth, Lampsacus in Mysien, Heraclea in Grossgriechenland etc.) wurden auch verschiedene in Pharia selbst geprägte Typen gefunden, welche unter anderem die Existenz eines illyrischen Königs Balläus bekunden. Historisch festgestellt ist indess nur, dass einer der letzten altillyrischen Könige, Agron, und nach ihm ein gewisser Demetrius Pharus auf Lesina schaltete, welcher als Statthalter von Agrons Witwe Teuta bezeichnet wird. Agron soll von römischen Unterthanen Tribut gefordert haben Lind infolge dessen Lucius Aemilius Paullus auf der Insel erschienen sein, welcher 221 v. Chr. Pharia zerstörte, nachdem schon sechs Jahre früher im Kampf der Römer mit Teuta, erstere die Insel in ihren Schutz genommen hatten. Seit 221 v. Chr. gehörte Lesina zur römischen Provinz Dalmatien und theilte in der Folge so ziemlich das Schicksal Brazzas. Der oströmischen Herrschaft folgte jene der Narentaner, und seit dem Zuge Peter II. Orseolos im Jahre 997 wechselten venetianische, byzantinische und ungarische Herrschaftsperioden, von welchen hier nur die zweite venetianische Periode 1115—1181 erwähnt sein soll, da damals (1. Juni 1176) Papst Alexander II. den Bischof Martino, den sich die Lesignaner erwählt hatten, anerkannte und ihm 1185 die Inseln Brazza, Lesina, Lissa, Curzola und Lagosta als Diöcesan-, sow'ie „Phar“ (seit 1249 Cittavecchia) als Bischofssitz zuwies. Unter der Piraterie der Almissaner litt Lesina um 1240 ebenso wie Brazza; auch hatte erstere Insel nach der Vertreibung Hrvojas (1413) ebenfalls ihre kurze ragusäische Periode, während welcher sich der von Ragusa zum Conte ernannte Nobile den Titel beilegte: „De mandato gloriossissimi Sigismundi RegisHungariae electus in Consilio Generali Ragusi Comes Corcyrae, Pharae et Brattiae.“ Im Jahre 1420 wurde Lesina venetianisch und stand nun unter einem von Venedig bestätigten Rettore, wrelcher Lesina und Lissa regierte und der sogenannten Comunità präsidierte, d. h. dem aus den Nobili beider 1 Im Jahre 1841 angestellte Ausgrabungen führten schon den Gutsbesitzer Nisiteo in Cittavecchia zu dem Schlüsse, dass das alte Pharia an Stelle Cittavecchias stand; und diese Annahmen sind seither durch den Verfasser der „Beschreibung südslavischer Münzen“, den am 22. Mai 1822 zu Cittavecchia geborenen Simeon Ljubic bestätigt worden. (Ljubic, welcher auch viel aus den Venetianer Archiven publicierte, starb am 19. October 1896.)