I. Einleitung. Dalmatien als Reiseziel. — Ältere und neuere Literatur über das Land. — Zweck dieses Buches. Das an Naturschönheiten und Geschichtsdenkmälern reiche Dalmatien ist ein Land der Contraste und zugleich in Europa ein Übergangsland. Seine Küsten schauen nach Italien hinüber, von wo einst, als ihrem Brennpunkte, die Cultur des Westens ihren Siegeszug in den von Rom beherrschten Erdkreis antrat. Ueber den östlichen Gebirgswällen aber beginnt der Orient, der sich durch Jahrhunderte vorwiegend anstürmend und dräuend verhielt, und erst in neuester Zeit, seit Österreich-Ungarn Bosnien und die Hercegovina occupierte, dem Westen die Hand zu reichen und dem Zwischenlande Dalmatien zum Segen zu gereichen beginnt. West und Ost, Seegestade und Gebirge liefern den Contrast, während von Nord nach Süd in Dalmatien ein langsamer Übergang stattfindet. In der Richtung seiner Haupterstreckung hat das Land eine Länge von über 400 Kilometer und reicht aus der Breite von Genua (genauer von Pola) fast bis in jene von Rom. Während es aber in der Landschaft Kosovo, wo das Auge rings saftige Wiesen, schattige Buchenhaine und fliessende Gewässer erblickt, mitteleuropäische, ja in den Hochregionen des Yelebit fast alpine Landschaften umfasst, bespült von Spalato südlich das, von den Odysseischen Eilanden heraufflutende Meer Küsten-und Inselgestade, wo die herrliche Sonne des Südens über echt mediterranen Gefilden leuchtet. An Üppigkeit wetteifert die Vegetation hier stellenweise mit jener der Macchien Corsicas Führer durch Dalmatien. 1