538 DIE BOCCHE. Castelnuovo (Ercegnovi).1 Castelnuovo baut sich amphitheatralisch am Küstengehänge auf und wird noch heute physiognomisch durch die alten Festungsmaiiern beherrscht, deren erste Anlage wohl auf den Gründer des Orts (König Tvrtko) zurückzuführen ist. Das mit reichen Pflanzentroddeln behängte Festungsgemäuer liegt heute zum Theil in Ruinen, besonders das einstige Hornwerk 8. Chiara, das zwischen dem vom Meer bespülten Felsen des Castello di mare und dem Castello di terra die _ , , Mitte einnimmt. Zwischen diesen Festungsruinen, beziehungs- von Castelnuovo. ° . weise zwischen der Porta mare und der Porta terra liegen m Gärten die Häuser verstreut,2 eine halbe Stunde nördlich aber erhebt sich als ein Viereck mit vier Thürmen, das besser in Stand gehaltene Fort Spagnuolo (Gornji Grad), dessen Errichtung die Tradition den Spaniern zuschreibt, während einer aus dem Jahre 955 der Hedschra (1548) herrührenden arabischen Inschrift am Festungsthore zufolge die Türken die Erbauer waren. 3 Letzterer Inschrift nach hätte das Fort noch nicht bestanden, als am 27. October 1538 eine Flotte unter dem venetianischen Admiral Vincenzo Capello und dem spanischen GeneralcapitänFerdinand Gonzaga vorCastel-nuovo erschien und die Stadt erstürmte, worauf selbe von 4000 Mann unter dem Spanier Francesco Sarmiente besetzt wurde. Schon am 10. August 1539 musste indess Sarmiente vor Chaireddin Barbarossa capitulieren und Castelnuovo blieb nun türkisch, bis es die Venetianer 1687 mit Hilfe der Malteser zurückeroberten. An jene Kämpfe wird man noch heute gemahnt, wenn man von Castelnuovo nach dem Kloster Savina wandert, da bei einem ungefähr halbwegs gelegenen St. Anna-Kirchlein die vor 200 Jahren gefallenen Malteser begraben liegen. Der Weg nach Savina führt der Ostküste entlang, und ist seit alters durch seine herrlichen Vegetationsbilder berühmt, in welchen Agrumen und Palmen, sowie bei der Klosterkirche von Savina eine mächtige Cypresse auffallen. Doch bietet auch die westliche Riviera von Castelnuovo eine reizende Promenade, welche durch die Vorstadt Topla bis zum Dorf Igalo und in die Sutorina führt. Kunstfreunde aber werden nicht unterlassen, das etwa drei Kilometer nördlich von Castelnuovo gelegene Dorf Podi zu besuchen, wo sich auf einer Anhöhe inmitten alter, von Cypressen und Eichen beschatteter Gräber die kleine Kirche S. Sergio e Baccho erhebt. Sie ist in dem, nach G. v. Stratimirovic in der ganzen Bocche vorherrschenden byzantinischen Stil gehalten und dürfte zu Ende des XIV. Jahrhunderts von König Tvrtko erbaut worden sein. 1 Siehe auch den Abschnitt: „Geschichtliches über die Bocche“. 2 Darunter zwei Gasthäuser Dulfo und Levko. 3 Eine zweite arabische Inschrift aus dem Jahre 1078 d. H. (1667) befindet sich an der Porta terra, eine dritte an dem alten Brunnen am Hauptplatz — letztere aus dem Jahre 1002 d. H. (1593).