588 AUSFLUG NACH MONTENEGRO. Im Norden liegt das nahe Polje von NjeguSi tief unter uns und man verfolgt streckenweise die gegen Oetinje führende Strasse; in dieser Richtung und auch gegen Osten, bilden den nächsten Vordergrund die Abstürze des Jezerski Vrh, unter welchen sich gegen Cetinje hin zahlreiche von elephantenhautfärbigen Felsen durchsetzte Waldparzellen ausbreiten; dann folgt unübersehbar welliges Karsthochland, im Norden bis zum Vlasulje (95 Kilometer) und zum Durmitor (80 Kilometer) erschlossen, im Nordosten deutlich die Furche der Zeta erkennen lassend, in welcher hinter dem Garac Danilovgrad liegt, und jenseits welcher die Hochgebirge der Brda vom 70 Kilometer entfernten Kom (2400 Meter) überragt erscheinen. Aber nicht nur das Aussichtsbild des Jezerski Vrh ist grossartig und interessant, sondern auch die Zerschartung des Kammes zwischen der die Capelle tragenden Hauptkuppe und den nördlichen Vorgipfeln. Gegen letztere hinwendend, kommen wir nach wenigen Schritten bergab zu einem kolossalen Absturz, aus dessen Tiefe ein moosgrüner, im Hochsommer nur aus vertrocknetem Schlamm bestehender See heraufblickt.1 Diesem See verdankt der Berg seinen Namen und die begleitenden Montenegriner versäumen selten, aus ihren mächtigen Pistolen eine Kugel hinabzusenden, worauf der Fremde eingeladen wird, ein Gleiches zu thun. Die Kugel fällt stets mit einem merkwürdig dumpfen, auch in der Höhe gut vernehmbaren Knall auf und schlägt ein Loch in die Moordecke, welches das scharfe Auge des Montenegriners ohne Fernglas auszunehmen vermag. Sehr interessant und der guten Pfade halber auch ganz angenehm, ist der Abstieg gegen Cetinje, der in 3 Stunden bequem zu bewerkstelligen ist. Von Cetinje zum Scutari-See und nach Antivari. Hinsichtlich dieser schönen und interessanten, aber nicht mehr in den engeren Rahmen dieses Buches fallenden Route können hier nur einige Andeutungen gegeben werden. Die Strasse, auf welcher man von Krstac nach Cetinje gekommen, setzt südöstlich der Stadt fort und ersteigt zunächst das Belvedere (720 Meter),2 das seiner Aussicht auf das Cetinjsko Polje und den Scutari-See wegen auch von jenen besucht werden sollte, welche ihre Tour nicht über Cetinje ausdehnen. Auf der Höhe hat man die Granica, d. h. die Grenze zwischen der Katunska und Rijecka Nahija erreicht, das karstige unfruchtbare Terrain beginnt sich z;u senken und im Südosten thut sich die vom Silberband der Rijeka durchschlängelte breite Flussebene auf, welche zum Scutari-See hinauszieht. Beim Dorf Dobrsko selo halten wir schon in 557 Meter Seehöhe, 3 dann senkt sich die Strasse in Serpentinen zu dem Punkte (364 Meter), 1 Aus der Moordecke des Sees soll öfters Wasser mit Gewalt aufsprudeln. 2 Auf der Höhe eine kleine Hütte, wo man schwarzen Kaffee und Wein bekommt. 3 Links der Dobrstak, 929 Meter, rechts der Cetlinstak, 845 Meter.