416 DIE MITTEL DALMATINISCH EN INSELN. Madonna“ befindet.1 Hinter Kut steigt man zum „englischen Friedhof“ hinauf, einem umgitterten Raum, hinter welchem ein einfaches Denkmal elf britischen Matrosen errichtet ist, welche am 22. Februar 1812 in einem Gefecht mit dem französischen Schiffe „Rivoli“ nahe bei Venedig verwundet wurden und hernach ihren Verletzungen erlagen. Von dem englischen Friedhof geht es nordwärts zu dem von den Engländern begonnenen, aber erst unter österreichischem Regime aus-gebauten Fort Wellington. Sämmtliche Festungswerke auf Lissa sind gegenwärtig ganz aufgelassen.2 * Bedeutend kleiner als Lissa ist das aus zwei Theilen (Banda grande und piccola) bestehende Comisa (Komiza),3 indessen Umgebung dem Naturfreund sehr die zahlreichen Johannisbrotbäume4 auffallen dürften, die hier cultiviert werden. Von Comisa besteigt man in 2*/2 Stunden den Hum (585 Meter), gewöhnlich aber dient der Hafen als Ausgangspunkt für den Besuch der Blauen Grotte auf Busi, auf deren Besichtigung sich die Fremden zu beschränken pflegen, obwohl auch Lissa selbst zwei sehenswürdige Grotten besitzt. * Die eine der Lissaner Grotten befindet sich nahe dem Porto Chiave, 5 Kilometer nordwestlich von Lissa und bildet durch Säulen gestützte mächtige Gewölbe, deren Felswände die bizarrsten Formen zeigen; die andere Grotte befindet sich auf dem Scoglio Ravnik, welcher dem Südost-hafen der Insel (Porto Manego) vorgelagert ist. In diese Grotte fährt man durch zwei bogenförmige Pforten ein und sieht nun, durch eine natürliche Kalksäule von 4 Meter Durchmesser in zwei Hälften getheilt, einen Raum, der an das Pantheon in Rom erinnert. Zu Häupten wölbt sich nämlich, circa 20 Meter hoch und ebenso weit eine Kuppel, aus deren Mitte durch eine Öffnung Licht in die Grotte fällt und von dem spiegelklaren Wasser reflectiert wird, das bis auf den sandigen Grund jedes Fischlein und jeden kleinsten Gegenstand deutlich erkennen lässt. Je nach dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen wechseln die Reflexe auf der azurnen Flut und auf den Stalaktiten der Grotte, aus deren Nischen der Besucher gelegentlich einen Schwarm Fledermäuse aufscheucht. 1 Jetzt sind in diesem Fort das Versorgungshaus und das Spital untergebracht. 2 Ein kleiner Ausflug von Lissa führt südlich auf die Anhöhe (268 Meter) hinter dem Kirchlein S. Cosimo (S. Kuzma). Man sieht da nicht nur in den Campo grande mit der Wallfahrtskirche Madonna dell’ Assunta, sondern der Blick reicht bis zum Vorgebirge Gargano (Ostspitze Apuliens) und Süditalien. 3 In Comisa drei Sardellenfabriken. 4 Das Holz des Johannisbrotbaumes ist roth und trocken sehr hart. Die Schoten werden Ende August, wenn sie noch etwas grünlich sind und einen siisslich herben Terpentingeschmack haben, der sich erst durch das Trocknen verliert, abgenommen. Ein Baum gibt jährlich 6 bis 7 Centner Frucht.