266 VON SESENICO NACH TRAÜ. aufgehoben werden kann. Für Gemeinwesen wie Rom und Athen war es eine wahre Wohlthat, dass grosse Stadtbezirke jahrhundertelang wüst lagen, so dass die Atmosphärilien Zeit fanden, den Boden wieder aufzufrischen. Nicht minder segensreich erwiesen sich für andere Städte die wiederholten durchgreifenden Zerstörungen ganzer Stadttheile durch Brände, Erdbeben oder feindliche Verwüstung. Solche Schreckensereignisse vernichteten oft für Jahre hinaus den Wohlstand einer Generation, waren aber von Segen für dieNachkommen, die sich auf erfrischtem Boden neue wohnliche Behausungen erbauten. Betrachten wir von diesem Gesichtspunkte Trau, so finden wir, dass rühmliche Eigenschaften der Vorfahren den Nachkommen zum Unheil wurden. Seit mehr als 2000 Jahren hängt die Bevölkerung mit rührender Zähigkeit an ihrer Scholle und besonders in der venetianischen Blütezeit wurden die Häuser mit einer Festigkeit gebaut, als sollten sie in Ewigkeit stehen. Das ist für den Fremden schön, der nun in Trau studieren kann, wie man in der Venetianerzeit in einem dalmatinischen Städtchen wohnte, für den heutigen Trauriner aber wäre es besser gewesen, wenn man vor 400 Jahren leichter gebaut hätte. Denn dann hätte vielleicht schon sein Grossvater das Stammhaus umbauen müssen und zum mindesten würde ein, etwa heute beabsichtigter Umbau nicht das Niederreissen einer förmlichen Festung zur Voraussetzung haben. Dass die Trauriner niemals genöthigt waren, wie die Salonitaner ihre Stadt zu verlassen und sich anderwärts anzusiedeln, und dass sie in der älteren Venetianerzeit wahre Burgen bauten, welche der Zeit und dem Feuer widerstanden, erscheint nächst der Ummauerung als die Hauptursache der heutigen Beengtheit Traüs und man darf es daher im Interesse der Trauriner wohl freudig begrüssen, dass der gegenwärtige Bürgermeister des Ortes durch den 1898 fast beendeten Neubau des Rathhauses gewissermassen die erste Bresche in das alte sanitätswidrige Winkelwerk der Stadt gelegt hat. * Bei dem Alter der meisten Häuser Traüs kann es nicht verwundern, dass man an den Facaden überall Motive aus der besten Venetianerzeit findet: schöne zwei- und dreiflügelige romanische Fenster, sculptierte Balustraden und Balkone, geschnitzte Thüren, kunstvoll ausgeführte Mauerzähne u. dgl. Auch in den Höfen ist manches Interessante zu sehen, wie z. B. im Hause C i p p i c o ein schöner Brunnen oder im Bathhause die alten Wappen und Inschriftsteine, die man in die Innenmauer eingelassen hat. Unter den Kirchen Traüs steht natürlich der berühmte Dom in erster Linie (siehe den betreffenden Abschnitt); es sind aber auch einige von den kleineren Gotteshäusern, deren Trau einst