SPALATO IN DER VERGANGENHEIT. 323 der Vorstadt Manus auf die Manii zurückzuleiten, die im Alterthum in dieser Gegend sesshaft waren. Oh nun aber vor der Erbauung des Diocletianpalastes ein Dorf hier bestand oder nicht, jedenfalls ist der Palast nach dem Tode Diocletians (313 n. Chr.) nicht sofort verödet. Zwar bewohnte ihn fürder kein Kaiser mehr, allein die Würdenträger, welche von Amtswegen nach Salona kamen, dürften ihn wohl benützt haben, und von Marcellinus, der sich unter Kaiser Leo im V. Jahrhunderte zum König von Dalmatien aufwarf, wird dies sogar berichtet. Noch weniger kann man daran denken, dass das von zahlreichen Menschen bewohnten Nordviertel des Palastes je dauernd verl assen wurde Vielmehr dürfte gerade hier das Leben fortgedauert haben, so dass, als der Salonitaner Severus seine auf die Inseln geflohenen Landsleute nach dem Festlande zurückführte, die Siedlung in dem festen, leicht zu vertheidigenden Palast gewissermassen als der natürliche Krystallisationskern für ein Neu-Salona gegeben war. Ja, wahrscheinlich waren viele Salonitaner gleich anfangs vor den Avaren direct in die Mauern Diocletians geflüchtet. Jedenfalls hatte der Palast mit dem anschliessenden Dorfe Manuä und dem Reste Salonas zusammen schon wenige Jahre später eine Bevölkerung, die zur Erneuerung des städtischen Mittelpunkts der Gegend an der Stelle Spalatos hinreichend erschien. Sonst wäre der von Papst Martin im Jahre 649 abgesandte Nuntius Johann von Ravenna schwerlich in Spalato geblieben, um hier als erster Bischof zu fungieren. Von der raschen Wiedererhebung Spalatos als der directen Nachfolgerin Salonas zeugt die Thatsache, dass schon der Bischof von Salona Esychius im V. Jahrhundert Metropolit von Dalmatien genannt wird, und dass der Erzbischof von Spalato, zu dessen Sprengel 824 24 Bisthümer1 gehören, seit 932 Primas von Dalmatien und Croatien heisst. Spalato zahlte damals (930) doppelt so viel Tribut an Byzanz, beziehungsweise an die croatischen Fürsten, wie die anderen dalmatinischen Städte und hatte bereits manche Wandlung hinter sich, da es von 806 bis 810 unter fränkischer Oberhoheit gestanden und von 827 bis 868 ganz selbständig gewesen war. Nun aber, um die Wende des ersten Jahrtausends, begann wie im übrigen Dalmatien das Eingreifen Venedigs und — begünstigt durch einen Streit zwischen dem croatischen Könige Drzislav und dessen Bruder Svetoslav Surinja — erschien im Jahre 998 der Doge Pietro Orseolo II. vor Spalato, besiegte hier die Narentaner, die allein mit 10 Schiffen den Kampf aufgenommen hatten'und liess sich huldigen. Doch nahm diese erste venetianische Herrlichkeit bald ein Ende, da der energische König Peter Kreäimir II. im Bunde mit den Narentanern rasch wieder die croatische Herrschaft herstellte. Auch als Byzanz die ihm verbliebene Oberhoheit im Jahre 1081 an Venedig abtrat, dessen Doge Michele nun den Titel „Dux Dalmatiae sive Croatiae“ annahm, übten das Protectorat über die Seestädte 1 Nach heutigen Begriffen waren diese Bisthümer allerdings mehr grosse Pfarreien. 21*