582 AUSFLUG NACH MONTENEGRO. Von Krstac nach Cetinje. (Von Cattaro bis Krstac siehe Seite 560.) Bei Krstac (963 Meter Seehöhe) haben wir zur Linken (im Norden) die Karstkuppe des Mrajanik (1315 Meter) und weiter gegen Osten anschliessend die etwas höhere des Tatinjak; südöstlich baut sich in zwei Gruppen der Lovcen auf: links der mehrgipfelige 1657 Meter hohe Jezerski Vrh (Seeberg); rechts davon (durch die Senke des Vuöji dö getrennt, die man hinter einer Vorhöhe erkennt) der Hauptgipfel Stirovnik (1759 Meter) mit jener Vorlagerung, die den von der Strasse sichtbaren Buchenwald trägt. Unsere Route führt bis NjeguSi (Njegoä) im Allgemeinen östlich, durch ein Karsttrümmergefilde, in welchem nur da und dort ein Erdäpfel- oder Kohlacker, ein Maisfeld, ein paar Weiden oder die blauen Köpfchen des Eryngium amethysticum das Steingrau unterbrechen. Mit rothen Hohlziegeln oder Schilf gedeckte Häuser, von deren grauen Mauern die grünen Fensterläden abstechen, während Schornsteine nicht immer vorhanden sind, künden den Anfang von NjeguSi,1 dessen erste Siedlung man bei einer von einer Gruppe hoher Eichen umgebenen Capelle erblickt. Dann gelangen wir in das Polje von Njegusi selbst, wo dem rechtsseitigen Karstgehänge entlang drei Häusergruppen aufeinander folgen, in deren letzter das, durch einen Thurm kenntliche Geburtshaus des Fürsten — jetzt Sommervilla der montenegrinischen Prinzen — steht. Das zerstreute Dorf liegt mehr als 900 Meter über dem Meeresspiegel und ist eine der höchstgelegenen grösseren Siedlungen Montenegros; vorne aber erhebt sich ein Karstwall noch höher und die Strasse zu Serpentinen, auf welchen wir wiederholt einen hübschen Rückblick über das Polje gegen Mrajanik und Lovcen gemessen, während sich in der nächsten Umgebung Scenerien furchtbarer Gebirgszertrümmerung entfalten, von welchen ab und zu der Blick in eine mit Bäumen, Kohl oder Kartoffeln bepflanzte Mulde abzieht. Endlich (wir sind schon in der Region der vom Lovcen herabziehenden Buchenwäldchen) ist der Sattel Krivacko Zdrijelo (1274 Meter) erreicht und das Meer von Karstgebirgswellen rings, welches sich besonders gegen Nordosten unübersehbar hin erstreckt, öffnet sich gegen Südosten, um dem Spiegel des 25 Kilometer entfernten Scutari-Sees Raum zu lassen. Links des Sees (Ost- und Nordufer) ist bei klarem Wetter auch die bis Podgorica sich erstreckende und theilweise versumpfte grüne Ebene Zeta sichtbar, die der See in früheren Zeiten bedeckt haben mag; mehr rechts (Südsüdost) tritt die kegelartige Rumija in Erscheinung, die in 44 Kilometer Entfernung (bei Antivari) zu 1593 Meter Seehöhe aufragt. In die Hochregion, in der wir nun dahinfahren, reichen frischgrüne Buchenwaldpartien von den Vorhöhen des Seebergs (Jezerski Vrh) herab, und einzelne ärmliche Steinhäuser oder „Laubhütten“, sowie gelegentlich 1 Ein Dorf mit 1900 Einwohnern. An der Strasse ein kleines Gasthaus.