DIE GUSLAREN. 391 in den Strassen Mostars zu wandern und zu schauen. Am linken Ufer steigt man an türkischen Moscheen und Friedhöfen vorüber zur Höhenstrasse Majolnia Cumurina, in welcher man manchen Garten mit Granaten-, Feigenbäumen u. dgl. bemerkt. Hier hat man einen schönen Überblick über Mostar gegen Westen, auf die Minarete und die alten grauen Dächer der türkischen Häuser, aus welchen die rothen Blechdächer der seit der Occupation entstandenen neuen Gebäude hervorstechen. Noch deutlicher tritt der Contrast zwischen den Resten des Einst und dem Jetzt, zwischen den ruinenhaften, der Strasse fensterlose Fronten zukehrenden alten Häusern und den Neugebäuden in der Hauptstrasse von Mostar hervor, in welcher sich auch die älteren Hotels befinden, während das neue grosse Narenta-Hötel am linken Flussufer nahe der Bahn liegt. * Der Ausflug nach Mostar ist besonders Reisenden, welche den Orient noch nicht kennen, sehr zu empfehlen. Wünscht man dann weiter Touren in Bosnien und der Hercegovina zu unternehmen, und etwa die, auch als Gebirgsbahn interessante Strecke Mostar-Sarajevo zu befahren,1 so schaffe man sich den sehr zuverlässigen illustrierten Führer „Reiserouten in Bosnien und Hercegovina“ oder Renner’s schönes Buch „Durch Bosnien und die Hercegovina“ an.2 Die Guslaren. Noch mehr als im nördlichen, wird der Reisende im südlichen Dalmatien, wenn er unter das Volk geht, Gelegenheit haben, mit den „Guslari“ Bekanntschaft zu machen, der südslavischen Abart der Bänkelsänger, die von Dorf zu Dorf, von Schenke zu Schenke ziehen, um für die Almosen, die ihnen, als meist blinden oder sonst gebresthaften Leuten, gegeben werden, von den alten Zeiten zu singen und zu sagen und ihre Recitationen mit der Gusla zu begleiten. Natürlich sind diese blinden Alten weder was Vortrag noch Stimme betrifft Meister ersten Ranges und man darf, was die Gusla vermag, so wenig nach ihren Leistungen beurtheilen, als man die Vollkommenheit der Geige oder Harfe nach den Tönen beurtheilt, welche etwa die Wiener Bänkelsänger und Harfenisten diesen Instrumenten entlocken. Gewöhnlich 3 sind die bäuerlichen Guslari auch die Verfertiger ihrer Guslen und man findet daher nur selten gut hergestellte Instrumente. Die guten kosten trotz ihrer Einfachheit 15 bis 25 fl., ja in einzelnen Fällen, wenn reich verziert, werden sie sogar mit 120 fl. bewertet. Erst in neuester Zeit befassen sich auch die Instrumentenmacher mit der Verfertigung des 1 Mostar bis Sarajevo 135 Kilometer in 83/4 Stunden, für I. Classe 5 fl. 40 kr., II. Olasse 4 fl. 8 kr. 2 Ersteres Werk erschien 1895 in vierter Auflage bei Hartleben in Wien, letzteres in zweiter Auflage 1897 bei Dietrich Reimer in Berlin. 3 Diese Mittheilungen (nebst manchen anderen) verdankt der Verfasser des vorliegenden Buches der Freundlichkeit des Herrn M. Sardelic.