566 VON CATTARO BIS ZUR SÜDLICHSTEN REICHSGRENZE. Budua (Budva). Hauptort und einzige Stadt des Gebietes ist das schon von Autoren des Alterthums unter den Namen Buthoe und Butua erwähnte Budua, das trotz seiner Kleinheit (1890 796 Einwohner), auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Nach Porphyrogenitus soll die alte Stadt im IX. Jahrhundert von den Sarazenen zerstört worden sein, doch wird sie 886 als Sitz eines dem Erzbisthum Dioclea untergeordneten VON BUDUA Kleinbisthums erwähnt. Im Jahre 1442 wurde Budua vene-tianisch und die 40 adeligen und 20 bürgerlichen Häuser, welche damals existierten, gaben sich bald das erste Statut der Stadt (1465), das sich durch mancherlei eigenthümliche Bestimmungen auszeichnet. So ordnete es z. B. an, dass, wenn jemand Fruchtbäume zwischen seinem und seines Nachbarn Grundstück pflanze, die Oliven ganz dem Besitzer des Baumes, die Nüsse zur Hälfte ihm und dem Nachbar, die Birnen aber ganz dem Nachbar gehören sollen. Den Vätern wurde empfohlen, die Töchter vor den Söhnen zu verheiraten; machten die Eltern Schulden, so hatten die Kinder sie zu bezahlen, wenn sie konnten, wenn nicht —■ nicht. Im Jahre 1569 wurde Budua von den Türken eingenommen und 1571 von dem berüchtigten Uludsch Ali geplündert, blieb aber fort im Besitz der Venetianer, welche genug Wert auf die Stadt legten, um sie 1639 neu befestigen zu lassen. Die neuen Befestigungen vertheidigte der Venetianer Cornaro so tapfer, dass sie der Pascha von Scutari, Soliman, vergebens berannte. In der Franzosenzeit fanden hier besonders im Jahre 1813 Kämpfe statt, als die Montenegriner das Fort Trinità erobert hatten. Noch heute ist Budua rings von seinen alten Mauern umschlossen und bietet dank seiner Lage auf einer kleinen, in eine weite geräumige Bucht hinausgestreckten Halbinsel einen malerischen Anblick. Die Landzunge, durch welche das Städtchen mit dem ebenen, erst in einiger Entfernung bergumkränzten Buchthintergrunde zusammenhängt, ist so flach, dass der Ort bei hochgehender See zur Insel wird. An der Südspitze der Stadt erhebt sich auf schroff ins Meer abfallendem Fels ein altes, 1839 renoviertes Castell. Östlich führt die Porta Marina zum Landungsplatz, nördlich öffnet sich zur Cattariner Strasse die Porta Terra ferma. Letztere trägt noch den Löwen von S. Marco, der ebenso wie der 1418 von Filippo Perutti erbaute Thurm der Domkirche und die Physiognomie der engen, ziemlich düsteren Gassen an die Zeit der Venetianerherrschaft erinnert. Der Scoglio Budua, der 1 Kilometer südlich der Stadt als schroffer Fels aus dem Meere ragt, heisst nach einem Capellchen auch S. Nicolò. Der westliche Theil dieses Scoglio, welcher jetzt wie abgeschnitten erscheint, soll sich im Laufe der Zeit und infolge hochgehender Wellen allmählich abgebröckelt haben. Seine Höhlen waren einst von zahlreichen Tauben (Columba livia) bevölkert. WAPPEN