OER DIOCLETIANPALAST. 307 Diocletian selbst batte Nikomedia in Kleinasien zu seiner Residenz erwählt, während sein Mitkaiser Maximian in Mailand residierte, wodurch die im wesentlichen längst vollzogene Depossedierung Roms auch äusserlich accentuiert wurde. Von Nikomedia erliess Diocletian im Jahre 303 das erste Christenverfolgungsedict, welchem er, als unmittelbar darnach sein Kaiserpalast in jener Stadt niederbrannte, drei weitere, immer schärfere Edicte folgen liess. Schon die Wahl seines Herrschersitzes bewies, dass Diocletian dem Orient mehr als dem Occident zugethan war; noch mehr aber docu-mentierte sich diese seine Richtung in der Schaffung jenes orientalischen Majestätsceremoniells, welches als der directe Vorläufer des byzantinischen betrachtet werden kann, ähnlich wie die Bauweise Diocletians vom römischen Styl zum byzantinischen, beziehungsweise altchristlichen und romanischen hinüberleitet. Wenn man sich an das „Diva Faustina“ („Der göttlichen Faustina“) erinnert, das Kaiser Antonius Pius- im Jahre 141 n. Ohr. auf dem, seiner Gemahlin am Forum errichteten Tempel einmeisseln liess, wird man zwar nicht eine besondere Neuerung darin erblicken können, dass sich Diocletian den Namen Jovius beilegte. Doch ist gewiss hier nicht an eine wirkliche Verehrung als Gott, sondern nur an eine überschwängliche Majestätstitulatur zu denken und „Jovius“ etwa in ähnlicher Weise zu verstehen, wie wir Göthe den Olympier nennen. Da sich den Briefen der römischen Autoren zufolge schon in der Augusteischen Zeit die Grossen „Illustrissimi“ u. dgl. nannten, war es begreiflich, dass man, um den so hoch über alle anderen emporgestiegenen Imperator zu titulieren, zum Divus und Jovius griff. Es waren Ausdrücke entsprechend dem modernen „Majestät“. Damit das römische Weltreich leichter beherrscht werden könne, hatte Diocletian dessen Theilung unter zwei Kaiser (Augusti) und zwei Mitkaiser (Cäsaren) vorgenommen; um aber den Prätorianern das Handwerk zu legen und die Wirrnisse unter unfähigen Herrschern zu vermeiden, ordnete er an, dass die Augusti nach 20jähriger Regierung abdanken und die beiden Cäsaren an ihre Stelle treten sollten, welche sofort wieder zwei Mitkaiser zu ernennen hatten. Diese Anordnung befolgte später Diocletian selbst, indem er — wie erzählt wird, nach schwerer Krankheit und nachdem ihn der Schlag getroffen — eine grosse Reichsversammlung auf das Feld von Nikomedia berief, hier am 1. Mai 305 den Purpur ablegte und als einfacher Privatmann eine Kutsche, bestieg, um zur Küste zu fahren und sich nach Salona einzuschiffen. Hier war der, schon zehn Jahre vor dem Brande der Residenz zu Nikomedia begonnene Palast noch nicht fertig; denn wie wir wissen, begab sich Diocletian im Jahre 306 persönlich nach den Steinbrüchen der PruSka Gora in Syrmien, um dort die Beschaffung von Bausteinen zu betreiben. Ein Jahr später (November 307) conferierte Diocletian in Car- 20*