100 DIE KRKA UND IHRE WASSERFÄLLE. verdämmernden Dinarischen Alpen. Bechts im Vordergrund erhebt sich hoch über die Cascaden eine kühn emporstrebende Felspyramide, und noch weiter rechts gewährt das Auge eine von hohen Steilwänden begrenzte Schlucht, aus deren tiefem Grunde der wieder beruhigte grüne Spiegel der Krka heraufglänzt. Das ganze höchst eigentümliche Bild aber erhält noch dadurch erhöhten Zauber, dass es sich unfern einer historisch bedeutsamen Stätte entrollt.1 Die tiefe Schlucht, in welche die Krka bei den Manojlovic-Mühlen hinabstürzt, ist eine der grossartigsten Strecken des ganzen Krkathales. Ursprünglich bestand nur eine Grabenversenkung, die erodierende Wirkung des Flusses vertiefte diese aber, und während so immer tiefere Conglo-meratbänke durchsägt wurden, gestaltete sich die dem Treppengehänge der Vokruta gegenüberliegende westliche Schluchtseite zu einer hohen, fast senkrechten Wand, die durch eine grosse Anzahl verschieden breiter Felsbänder gegliedert wird. Nahe dem unteren Ende dieses gegen 1-1 Kilometer langen Canons bildet die Krka ihren fünften Fall (von Sondovjel), der sich von den übrigen dadurch unterscheidet, dass er als einziger etwa 12 Meter hoher Schwell zur Tiefe stürzt und in völliger Weltabgeschiedenheit liegt, da sich in seiner Nähe nicht wie bei den anderen Fällen Mühlen angesiedelt haben. Unter diesem Fall biegt die bisher südöstlich strömende Krka unter spitzem Winkel gegen Westen, da sich die vorhin erwähnten Längsbrüche hier mit einem Querbruch kreuzen, dessen Furche den Fluten noch weniger Widerstand geboten haben mag und daher von ihnen eingeschlagen wurde. In dieser Querfurche sieht man beiderseits des Flusses je zwei, durch ein schuttbedecktes Gehänge getrennte Felsbänder, die den Durchschnitten durch mächtige Conglomeratbänke entsprechen. Da letztere gegen Südwest einfallen, neigen sich auch die Bänder gegen West und das untere taucht allmählich unter den Flussspiegel,_ den beiderseits Auen und Sumpfwiesen begleiten. Über letztere erhebt sich die südliche Thalseite üppig bebuscht, während im Norden kahle Felsgehänge aufstarren, deren Grau da und dort von Gelb oder Roth durchsetzt erscheint. Nahe dem unteren Ende dieser Thalstufe bildet die Krka ihren sechsten Wasserfall (von Miljecka), der wieder aus einerBeiheneben- und untereinander angeordneter Cascaden besteht. Hieher kommt der Fussweg, der von der Kniner Strasse bei Budele abzweigt (siehe Seite 181), und hier eröffnet sich daher dem von Kistanje nahenden Besucher zum erstenmale der Tiefblick in den wilden, gelbrothen Canon der Krka mit dem von drei glänzend weissen Cascadenreihen (des Miljeckafalles) unterbrochenen grünen Wasserspiegel in der Tiefe. Vom dritten Fall (bei Coric), wo sich der Krkaspieg'el in etwa 190 Meter Seehöhe befindet, ist der Fluss nun nach kaum 2'/z Kilometer langem Laufe (Luftlinie nur 1'/, Kilometer), auf etwa 90 Meter Seehöhe gesunken und durchschneidet nun, wie die schwach bogenförmig verlaufenden Felsbänder 1 Siehe den Abschnitt „Burnum“, Seite 182.