•28 ALLGEMEINES ÜBER DALMATIEN. und kurze, in diese Seen mündende Wasserläufe ausbilden. Thatsächlich sehen wir in Dalmatien überall, wo in grösseren oder kleineren Mulden undurchlässige (oder besser gesagt schwach durchlässige) Schichten den Grund bilden, periodische Seen auftreten. Im Sommer, wenn die zuführenden kleinen Wasserläufe versiegen und die Verdunstung gross ist, vertrocknen diese Poljen-Seen (Jezeros), im Winter füllen sie sich. Im weitaus grössten Theile des Landes überwiegt nun aber nicht das undurchlässige, sondern vielmehr das klüftige, höchst durchlässige Kalkgestein. Hier ist es also wie in den Kalkalpen, wo man auch auf den Höhen selten Wasser findet, während sich am Fusse der Gebirge, wo der Kalk auf undurchlässigem Werfner Schiefer aufruht, mächtige Quellen aufthun. Die Niederschlags wasser versickern rasch und treten erst am Fusse des Gebirges, in dem schmalen Dalmatien also zum grossen Theile erst an der Küste als submarine Quellen wieder aus dem Erdinnern. Nur einige Gewässer, die Hauptflüsse, welche in den hohen, einen grossen Theil des Jahres schneebedeckten Grenzgebirgsketten entspringen, treten auch im Binnenlande an die Oberfläche und erhalten sich an dieser, theils ihrer Wasserfülle wegen, theils weil ihr Lauf vorwiegend durch Terrain mit minder durchlässigem Boden führt. Wo der klüftige Boden vorherrscht, ist die Einsickerung der Nieder-schlagswasser selbst wieder Anlass geworden, dass sich das typische Karstrelief : die Kuppen- und Muldenformation weiter ausbildete. Denn die unterirdischen Wasserläufe laugen naturgemäss das Gestein aus und erzeugen Hohlräume, deren Decken mit der Zeit einstürzen, so dass an der Oberfläche trichterartige Vertiefungen (Dolinen) entstehen. Inder Poljen- und Dolinenbildung liegt das Hauptcharakteristicum des Karstphänomens, das aber wohl von der „V e r karstung“ zu unterscheiden ist. Der Kalkstein, welcher das Karstgebirge componiert, ist in geringem Grade eisenhaltig, wie man aus den fast überall auftretenden rostgelben Flecken ersieht, wo infolge der, durch kleine Spalten eingedrungenen Atmosphärilien Ockerbildung stattgefunden. Die so entstandene rothockerige Thonerde (Terra rossa) sammelt sich in mehr oder minder mächtigen Adern und Nestern, die dort, wo Wald besteht, durchaus hinreichen, diesen zu ernähren, wie ja die Wälder beweisen, die noch heute in Dalmatien wie im übrigen Karstgebiete stellenweise auf ganz ausgesprochener Karstunterlage prächtig fort gedeihen. Wo man jedoch den Wald niederschlug und die natürliche Wiederaufforstung dadurch hinderte, dass man die Wurzeltriebe durch Ziegen und Schafe zerbeissen liess, wurde die Terra rossa allmählich vom Regen abgeschwemmt oder vom Winde fortgetragen und die Boden-cultur musste sich auf die Dolinen und Poljen zurückziehen, wo sich die Terra rossa sammelte. Die eigentlichen Oasen des Karstes bleiben indes die eozänen Flysch-zonen mit ihrer Wasser undurchlässigen Unterlage, Gebiete, in welchen, wie schon erwähnt, zum Theil die grossen Flüsse Dalmatiens verlaufen und welche sich dank dem südlichen Klima durch besondere Fruchtbarkeit auszeichnen.