594 NACH CORFÚ. Von Antivari nach Gorfu.1 (198 Seemeilen a 1’852 Kilometer in 46 Stunden, wovon 23‘/2 Stunden Aufenthalte.) Nach der Abfahrt aus der Bhede von Antivari treten bald die südlichen Ausläufer des Bumija-Gebirges wieder an die Küste heran, die nun auf 70 Kilometer (Luftlinie 34 Kilometer) montenegrinisch bleibt, bis sich hinter der, auf einem Abhangsrücken dicht am Meer gelegenen Altstadt von Dulcigno das ebene, zum Theil sumpfige Mündungsgebiet der Bojana aufthut. (Antivari—Dulcigno 14 Seemeilen in l‘/2 Stunden.) Das bis zu 550 Meter aufragende Küstengebirge hinter der, gegen Südosten sich verschmälernden Bojana-Ebene tritt im Winkel des Drin-Golfs, wo die von Punta d’ Ostro her südöstliche Streichungsrichtung der Küste in die weiterhin auf 170 Kilometer Erstreckung festgehaltene Südrichtung übergeht, dicht ans Meer, und scheidet die Bojana-Niederung von der noch weit ausgedehnteren Matija-Ebene südlich der Drin-Mündung. Hinter dem Küstengebirge findet die schon erwähnte Theilung des Drin statt, indem seit 1858/61 die Hälfte seiner Gewässer nordwärts zur Bojana abfliesst, während die andere Hälfte in ihrem ursprünglichen Bette südlich strömt und bei Alessio, aus dem Gebirge in die Küstenniederung tritt. Der Drin ist der Hauptfluss Nord-Albaniens und nimmt nicht nur die meisten Bäche auf, die vom Siidgehänge der Nordalbanischen Alpen niederströmen, sondern erhält auch bedeutende Zuflüsse von Süden her, wo ihm aus der Begion der grossen mittelalbanischen Hochseen der Crni Drin zuströmt. Flussauf, doch oft in beträchtlicher Entfernung vom Drin, dessen Thal auf meilenweite Erstreckungen hin wilde Hochgebirgs-Canons bildet, führt durch die Landschaft Dukagjin und die Gebiete anderer Albanesenstämme ein uralter Saumweg nach Prizren, an den Nordwestfuss jener mächtigsten albanesischen Felsgebirgskette des Sar Dagh (Sar Planina), die im Ljubotrn 3050 Meter erreicht.2 Am Drin, ungefähr eine Meile von der Küste und der Lloydstation Medua,3 liegt die Stadt Alessio, wo am 17. Jänner 1467 der berühmte Skenderbeg im Alter von 63 Jahren sein Dasein beschloss. In den Gebirgen, die man landein erblickt, wohnen die Miriditen, die unter dem Fürsten Prenk Bib Doda in den Kämpfen der Jahre 1876/77 eine Bolle spielten; ein Küstengebirge, das von Süden naherückt, dagegen sondert die Matija-Niederung von der Mündungs-Ebene des Arzenflusses, an deren Südende, auf einem ins Meer vorgeschobenen niederen Bücken, den eine Lagune fast zur Insel macht, Durazzo liegt. (Medua—Durazzo 37 Seemeilen in 5 Stunden.) 1 Fahrt von Cattarö durch die Bocche siehe Seite 536 u. ff.; von der Punta d’ Ostro bis Spizza und Antivari Seite 571 u. ff. 2 Der Sar Dagh liegt 130 Kilometer östlich vom Scutari-See. An seinem Hauptgipfel, den schon 1838 der Botaniker Grisebach bestieg, führt jetzt auf etwa 13 Kilometer die Eisenbahn Niä-Salonichi (Solun) vorbei. 3 Von Dulcigno nach Medua 19 Seemeilen in 2 Stunden.