KLIMATISCHE VERHÄLTNISSE. 33 Hinterländern hervorgebracht wird. Da diese Contraste im Winter am grössten sind, ist auch die Bora im Winter am vehementesten, besonders im Gebiete zwischen Triest, Fiume und Zengg; im Sommer weht sie selten, und zwar meist nur dann, wenn in den hohen Gebirgen des Hinterlandes Gewitter Abkühlung gebracht haben, während an der Adriaküste die hohen Temperaturen und ein, bis auf das über die Bergkämme herüberguckende Wettergewölk, wolkenloser Himmel anhalten. Im Winter ist während der Bora der Himmel oft mit Cirrostratus bedeckt und der Wolkenzug zeigt in der Höhe südliche Winde an; auch in dieser Jahreszeit ist aber die Wirkung des Windes in Dalmatien weit schwächer als in seinem eigentlichen Herrschaftsgebiete bei Zengg. Denn dort stürzt er nicht nur von viel nördlicher gelegenen, höheren und somit stärker erkaltenden Gebirgsregionen herab, sondern sein Einbrechen wird auch noch durch Schluchten oder terrassenlose Gehänge unterstützt. Ein Detailbild von den Temperaturverhältnissen der östlichen Adriaküste mag die folgende Übersicht (pag. 34) geben, welche zum grossen Theil auf mehrjährigen, von dem berühmten österreichischen Meteorologen Hann bearbeiteten Instrumentalbeobachtungen beruht.1 Einige Vergleiche sind beigesetzt, um die ausserordentliche klimatische Begünstigung zu illustrieren, welcher sich die Adriaküste nicht nur gegenüber Mittel-Europa (z. B. Wien), sondern auch gegenüber der italienischen Adriaküste (Venedig) zu erfreuen hat. Schon von Lesina an rivalisiert das Winterklima Dalmatiens mit jenem von Neapel, und wie gross der Gegensatz zwischen Süd-Dalmatien und Mittel-Europa in Hinsicht auf die Frühlings-Entwicklung ist, erhellt daraus, dass die in Wien und Lesina vorkommenden Pflanzen (Kirsch- und Pfirsichbaum, Flieder u. s. w.) in Lesina 52 Tage früher blühen als in Wien. Ganz ausgezeichnet ist — von einigen sumpfigen Districten abgesehen — das dalmatinische Klima durch seine Salubrität, welche nicht nur durch die Nähe des Meeres, sondern auch die reine Luft über den weiten, dünn bevölkerten Karstregionen gefördert wird. Hiefür spricht unter anderem die Thatsache, dass der k. k. statistischen Monatsschrift zufolge im Durchschnitt der Jahre 1891/95 die Sterblichkeit in Zara geringer war, als in den meisten grösseren Städten zwischen Zara und Wien. Von 1000 Einwohnern starben nämlich (ohne die Ortsfremden) jährlich: Wien...........33‘0 Personen Graz...........272 „ Laibach..........30-2 „ Triest...........31-1 „ Pola...........306 „ Zara...........27'1 „ 1 Die Beobachtungen in Cetinje rühren theils von dem ehemaligen Director der Ackerbauschule in Gravosa Franz Jergovic, der eine zeitlang als Gymnasialprofessor in Cetinje wirkte, theils von seinem Nachfolger Ljepava und von dem englischen Consul Walter Baring her. Führer durch Dalmatien.