74 ALLGEMEINES ÜBER DALMATIEN. Die Franzosenzeit. (1806—1814.) ■ Gegen die Franzosen kämpften damals auch die Bussen und hatten sich in der Bocche festgesetzt, wo es zu Zusammenstössen kam, unter welchen von Mai bis Juli 1806 besonders Bagusa zu leiden hatte, bis es am 5. Juli 1806 in die Gewalt des französischen Generals Molitor fiel. Jetzt übertrug Napoleon dem General Marmont das Obercommando in Dalmatien und ernannte zum Chef der Civilverwaltung jenen verdienten v. Dandolo,1 von welchem das im Capitel Literatur über Dalmatien erwähnte Promemoria über die Verhältnisse Dalmatiens im Jahre 1806 herrührte. Inzwischen hatten die zur See fortkämpfenden Bussen den Widerwillen der Dalmatiner gegen die französische Herrschaft geschürt, bis es im Juni 1807 zu Aufständen in der Poljica kam (siehe den Abschnitt Poljica), welche die Franzosen mit einiger Härte unterdrückten, worauf die Grafschaft unter die Bezirke Spalato, Sinj und Almissa aufgetheilt wurde. Der Kampf mit Bussland endete im Tilsiter Frieden mit dem Verzicht der Bussen auf die Bocche und da Marmont am 31. August 1808 auch die Bepublik Bagusa für erloschen erklärt hatte, befand sich nun Frankreich im Besitz von ganz Dalmatien bis auf Lissa, welche Insel gleich Lussin von den Engländern besetzt gehalten wurde. Sowohl Marmont als Dandolo waren eifrig bemüht, Dalmatien zu heben und hinterliessen so viele Spuren ihrer Wirksamkeit -— Marmont besonders einige Strassen, welche er der, durch die Engländer gestörten Seeverbindungen wegen bauen musste — dass Kaiser Franz, als er 1818 Dalmatien bereiste, erstaunt war, auf seine Fragen, wer dies oder jenes geschaffen habe, immer wieder zu hören: „Die Franzosen, Majestät“. Der Monarch, der sich im gewöhnlichen Verkehr der wienerischen Aussprache bediente, soll damals geäussert haben: „Wirklich schad’, dass s’ (die Franzosen) nit länger blieben sein!“ In dem grossen Kriege von 1809 errangen die Österreicher, unterstützt von den Dalmatinern, die sich ähnlich den Tirolern unter Andreas Hofer erhoben hatten, wesentliche Erfolge und besetzten schliesslich bis auf die Festungen Zara, Knin und Clissa ganz Dalmatien bis zur Cetina. Der Schönbrunner Frieden liess jedoch Istrien und Dalmatien in den Händen der Franzosen, welche nun die quarnerischen Inseln mit Istrien vereinigten, Dalmatien, Bagusa und die Bocche aber, welche bisher einen Bestandtheil des Königreiches Italien gebildet hatten, dem Generalgouvernement Illyrien zuschlugen. Jetzt, mit dem Scheiden Dandolos begann für Dalmatien eine traurige Zeit. Drückende Abgaben wurden eingeführt, so dass Scharen Landvolkes über die Grenzen flüchteten und zugleich hemmten die Engländer den Seeverkehr und brachten den Franzosen am 12. März 1812 zwischen Lesina und Lissa eine arge Niederlage bei. ■ Dandolo war nicht ein Sprosse des berühmten Patriciergeschlechtes dieses Namens, sondern ein einfacher Bürger (Apotheker in Venedig).