580 AUSFLUG NACH MONTENEGRO. Kom 2400 Meter). Einen dritten landschaftlich charakteristischen Theil bilden die Nahijen am Scutari-See, Rijeka und Crmnica, sowie das südlich anschliessende Montenegrinisch-Albanien, welches das Berggebiet der Rumija am Westufer des Scutari-Sees und den circa 35 Kilometer langen Küstenstrich von Antivari bis Dulcigno umfasst. Es ist dies das Mediterrangebiet Montenegros, ein Landstrich von üppiger Fruchtbarkeit, wo nicht nur der Tabak, die Bebe, der Nuss- und Maulbeerbaum, die Olive und Feige prächtig gedeihen, sondern auch die Agrumen, ja sogar die Dattelpalmen im Freien fortkommen. Das Gebiet ist das Italien Montenegros, wie die Brda mit ihren Buqhenwäldern sein Alpenland und die Katunska Nahija sein Karsthochland. Politisch zerfallt Montenegro zur Zeit in 10 Nahijen und 76 Capitanate, deren Bevölkerung, mit Ausnahme von etwa 15.000 Mohamedanern serbischen und albanesischen Stammes und 5000 katholischen Albanesen, durchaus der serbischen Nationalität und serbisch-orthodoxen Kirche angehört.1 Für die Schulbildung sorgen das Unter-Gymnasium, das Lehrerseminar und die 1869 von der Kaiserin Marie von Russland gegründete höhere Mädchenschule in Cetinje, sowie 75 von über 4000 Schülern besuchte Volksschulen. Diese Lehranstalten, bis auf drei ältere Volksschulen, sind Schöpfungen des Fürsten Nikola, der 1876 auch den, infolge der fortschreitenden Civilisation des Volkes, veralteten Codex Danilo durch den zeitgemässeren Codex Bogiäic ersetzte und einen siebengliederigen Obersten Gerichtshof einsetzte, dem 40 Gerichte unterstehen. Civil- und Militärgewalt der Bezirke ist in der Person der Capitäne vereinigt. Oberste Landesstelle ist seit 1879 der, den früheren Senat ersetzende achtgliederige Staatsrath, welchem auch die sechs Minister angehören. Montenegro hat zur Zeit eine Ausfuhr im Werte von etwa zwei Millionen Gulden und eine Einfuhr im Werte von etwa einer halben Million. Die Landeseinnahmen, bestehend aus dem Einfuhrzoll von 6 Percent und den von Danilo II. eingeführten Steuern, veranschlagt man auf 600.000 Gulden, von welchen sich Fürst Nikola gelegentlich der Ausscheidung seines Privatvermögens aus dem Staatsbesitz, 6000 Ducaten als Civilliste vorbehielt. Die Militärmacht des Landes setzt sich im Kriege aus etwa 26.000 Waffenfähigen erster Classe und 10.000 Mann Reserven zusammen, die in 8 Brigaden und 25 Bataillone gegliedert sind. Die Artilleriebrigade zählt 15 Batterien ä, 4 Geschütze. Das Wappen des Landes wird von mancher Seite als der altserbische silberne Doppeladler gedeutet, über dessen Köpfen die Krone Dusans schwebt; doch ist diese Auslegung ebensowenig allgemein anerkannt, wie die Deutung gewisser Distinctionen, die dem Fremden bei Betrachtung der montenegrinischen Kappen auffallen. 1 Der Metropolit residiert in Cetinje, ausserdem ein serbisch-orthodoxer Bischof im Kloster Ostrog. Die Katholiken, deren Erzbischof (Milinovic) — vor 1886 Bischof — in Antivari residiert, haben, wie die meisten Pfarreien in Dalmatien, vom Papste die Erlaubnis, bei der Liturgie das altslavische Idiom (die Glagoljica) anzuwenden.