552 DIE BOCCHE. das Westufer des Golfes aber bildet der durch herabziehende Rillen oberflächlich in lauter Yertical-Wülste zerschnittene grünbraune Yrmac, von dessen — in der Bocche nicht sichtbaren — Hauptfort eine Serpentinenstrasse zum Villenviertel der Cattariner herabzieht. Cattaro (Kotor). Die Stadt Cattaro, welche 1890 3309 Einwohner zählte, ist seit alters der Hauptort der Bocche1 und gegenwärtig nicht nur der Sitz aller politischen und gerichtlichen Behörden des Bezirkes (Bezirkshau ptmannschaft, Kreis- und Bezirksgericht), sondern auch Residenz eines katholischen und — seit 1809 — eines serbisch-orthodoxen Bischofes. Die höchste militärische Instanz ist ein Brigadecommando,2 an sonstigen Ämtern bestehen, abgesehen von den städtischen eine Finanz-Bezirksdirection, ein Zollamt, ein Hafen-capitanat, ein Post- und Telegraphenamt.3 Die Staaten Russland, Italien, Griechenland, Montenegro sind durch Consuln vertreten; Lloyd, TJngaro-Croata etc. haben Agentien in der Stadt. * Bei der Ankunft in Cattaro hat man die geräumige hübsche Marina vor sich und bemerkt alsbald zwischen dem durch seine baumförmigen Oleander ausgezeichneten Garten des CafeDojmi und den südwärts ziehenden Marktbuden in der von Geschlingen der wilden Rebe malerisch besponnenen Stadtmauer die alte Porta marina.4 Tritt man durch das Thor, auf welchem man den venetianischen Löwen und darüber den österreichischen Adler mit zwei Greifen erblickt, so hat man den belebtesten Platz der Stadt vor sich, den an der Thorseite links die Hauptwache, rechts die Kaserne5 bildet, und der auch die einzigen Erinnerungen birgt, die Cattaro aus der Zeit, da es noch Ascrivium 1 Siehe auch den Abschnitt „Geschichtliches über die Bocche“. 2 Dem Brigadecommando unterstehen ausser den zahlreichen Forts des Militärbezirkes das Platzcommando, bei welchem der Fremde seit 1882 einen Erlaubnisschein einzuholen hat, wenn er bis zur Capelle in der Festung hinaufspazieren will. 3 Gute Photographien der Bocche und Dalmatiens überhaupt bei P. Thiard v. Laforest. Gasthöfe II. Classe: „Stadt Triest“, „Stadt Graz“, „Jäger“ (Kod Lovca). Ein comfortabler Gasthof ist projectiert. 4 Die in ganze und halbe Bastionen und Courtinen gebrochene Mauer hat 25—28 Fuss Höhe und öffnet sich auf der Meerseite (Westen) in der Porta marina, gegen die Skurda oder Fiumera (Norden) in der Porta Fiumera, gegen die Gordicchio-Schlucht (Süden) in der Porta Gordicchio (seit 1818 Porta Francesco). An der Ostseite läuft die Mauer in zwei Zickzackzügen, die Capelle Madonna della Salute einschliessend, zum Fort S. Giovanni auf der Spitze des Abhangsrückens. 5 Eine Inschrift an dem Gebäude erinnert an die Belagerung, welche Cattaro vom 2. August bis 2. October 1657 durch die Paschas von Scutari und der Hercegovina auszustehen hatte.