280 DIE RIVIERA DELLE CASTELLA. Der venetianische Senat trug der Sachlage dadurch Rechnung, dass er verfügbare Ländereien an einzelne Nobili vergab und diesen die Verpflichtung auferlegte, im Gebiete ihres Lehens feste Castelle zu bauen, die ständig in wehrhaftem Zustande zu erhalten waren. Dafür wurden diesen Schlossherren mancherlei Begünstigungen und Vorrechte zugestanden. So hatten sie z. B., wie ein Historiker des XVII. Jahrhunderts erzählt, das Patronat der Kirchen, in welchen sie heim Gottesdienst bestimmte bevorzugte Plätze einnahmen. Der Dorfpfarrer wurde von ihnen bestätigt und ebenso der Ortsvorstand, den die zwanzig Dorfältesten erwählt hatten. In ihrer Verwahrung befanden sich ferner, einer 1624 ergangenen Verordnung des General-Provveditore M o 1 i n o zufolge, die Schlüssel des Ortes, dessen Bewohner auch zu allerlei Leistungen an die Herrschaft verpflichtet waren. Von jedem geschlachteten Rind gebürte dem Gutsherrn die Zunge, von jedem Schwein der Kopf. Die Oliven mussten in die Herrenmühle zur Ölpressung abgeliefert werden und überhaupt stand der Herrschaft der fünfzehnte Theil des Ertrages und ein Anrecht auf Robotleistungen gegen geringe Entschädigung zu. Andererseits aber hatten auch die Dorfbewohner ihre Rechte. Sie wählten den — wie schon erwähnt, vom Gutsherrn zu bestätigenden — Ortsvorstand (Arambaäa),1 der, wenn es zu einem Scharmützel kam, ihr Anführer war, und zwei Richter, von welchen einer über die Rechts-, der andere über die Schulangelegenheiten gesetzt war. Zwei Mahlmühlen durften sie abgabenfrei halten, der Weinertrag gehörte ihnen ganz und an der türkischen Grenze war ihnen das Holzfällen freigegeben. Auf ihre landwirtschaftlichen Geräthe und Waffen durfte selbst von Gläubigern nicht Hand gelegt werden. Der älteste der Castelli, C. Vecchio (Stari), wurde mit Bewilligung des Senats vom 6. August 1476 von dem, aus dem Kriege mit Mahmud II. in seine Vaterstadt Trau zurückgekehrten Coriolano Cippico gegründet. Noch im selben Jahrhundert wurde Castel Suöurac, wo schon früher eine Befestigung bestand, verstärkt (1489) und im Jahre 1487 von zwei Brüdern aus dem Trauriner Geschlecht der Vitturi das Castel Vitturi gebaut, welches dadurch merkwürdig ist, dass man in seine Colonie die Bewohner jenes alten Dorfes Ostrog aufnahm, das einst in den Kämpfen zwischen Spalato und Trau so lange eine grosse Rolle gespielt hatte.2 C. Nuovo (Novi) wurde von Paolo Ant. Cippico, dem Neffen Coriolanos, 1512 errichtet. 1 Von den Venetianern war — anfangs nur auf dem Pestlande, besonders in den Kotari, dann auch auf den Inseln — eine Art Landmiliz oder Landsturm eingerichtet worden, dessen Officiere und Unterofficiere auch im Frieden gewisse Obliegenheiten hatten und dafür eine geringe Besoldung erhielten. Diese Landmiliz stand unter Obersten (Colonello), Hauptleuten (Capo di riparto) oder Srdaren und Feldwebeln (Arambasa). Die Soldaten Messen Panduri oder (auf den Inseln) Guardie. Aus den Cadres dieser Miliz gieng später die österreichische Gendarmerie hervor. 2 Die Stelle des Dorfes bezeichnet jetzt das Höhenkirchlein S. Lovre in der Localität Ostrozine.