82 VON TRIEST (BEZW. POLA) NACH ZARA. Höher hebt sich nun die im Frühling und Herbst gerade über Triest aufgegangene Sonne und scheint warm auf das Spiegelmeer nieder, das sich jetzt auch zur Linken mächtig erweitert hat. Da liegt das mit dem Land nur durch einen Steindamm verbundene Capodistria in seiner weiten Bucht, und weiter das kleine Isola und noch weiter Pirano1 am Nord wes tcap des tief einschneidenden Golfes, in welchem 1177 der Doge Ziani die Flotten Barbarossas, der Genuesen und Pisaner schlug. Im Hintergründe der Bucht beschäftigen die Salinen von Sicciole 8500 Arbeiter, auf dem folgenden Cap, der als Westspitze Istriens geographisch und für die Schiffahrt wichtigen Punta Salvore haust einsam der Wächter eines 36 Meter hohen Leucht-thurmes. Hier, wo der Curs unseres Dampfers südlich abfällt, verschwindet Triest, die Lagunenküste bei Grado sinkt allmählich unter den Horizont, und während den ganzen Westen das scheinbar grenzenlose Meer einnimmt, ziehen im Osten die kleinen Buchten und noch kleineren weissblinkenden Orte Istriens an uns vorüber, über die sich bereits mächtig der Istrien beherrschende Monte Maggiore (1396 Meter) erhoben hat. Bis Cittanuova an der Mündung des Quietothals ist die Küste einfach, von Parenzo an aber wird sie von zahlreichen kleinen Inseln und Scoglien begleitet, die auch nach Passierung des canal-oder fjordartig mündenden Dragacac und über Rovigno hinaus sich fortsetzen. Eovigno ist fast so bevölkert wie Pirano (9662 Einwohner) und hat für den Alterthumsfreund durch seinen im Styl der Marcuskirche erbauten Dom Interesse, der —- ähnlich wie der Thurm von Parenzo eine Georgsstatue — als Thurmkrönung ein Erzbild der heiligen Euphemia trägt. Neuestens hat Rovigno ein Seehospiz für kranke Kinder (San Pelagio) und eine Station des Berliner Aquariums erhalten. Eine Eisenbahn führt von hier nach Canfanaro zum Anschluss an die Linie Triest (bzw. Divaca) — Pola, und auch die meisten Dampfer pflegen in Rovigno anzulegen. Nur die Eilschiffe machen eine Ausnahme. ' Pirano hat fast 10.000 Einwohner und ist nächst Pola die grösste Stadt Istriens. In der Nähe das Bad Porto Bose.