68 ALLGEMEINES ÜBER DALMATIEN. reich und Italien etc., Unterschiede heraussteilen, die den heute obwaltenden homolog sind. Die Landesnatur und die Urbevölkerung, als der getreueste Ausdruck der ersteren, bilden das für alle Zeiten Bestimmende, nicht nur in grossen Gebieten, sondern selbst in einzelnen Städten. Von den Völkern, welche in der Steinzeit Nord- und Mittel-Europa bewohnten, stammen der Masse nach die späteren Germanen, wie von diesen die heutigen Deutschen; ebenso sind in Ost-Europa die Russen und übrigen Slaven Nachkommen der Sarmaten, wie diese Nachkommen der Steinzeitbewohner Ost-Europas. Selbst eine so auffällige Völkerinvasion, wie jene der noch heute über ihre Ursitze unklaren Magyaren, ist nicht die Folge einer einmaligen Einwanderung, sondern wahrscheinlich das Resultat von Vermischungen, welche hunnische, avarische und magyarische Scharen mit den vorher ansässigen Pannoniern eingiengen. Auch in den Grenzgebieten kamen — der erwähnten Anschauung zufolge — nie völlige Austilgungen der alten Bevölkerungen vor, sondern es fanden bloss Schwankungen statt, indem bald die eine Nationalität, bald die andere in nationalem Aufschwünge Übergriff. Wie in Frankreich bereits die alten Gallier die Charaktereigenschaften der heutigen Franzosen, in Deutschland die alten Germanen den Typus der heutigen Deutschen zeigten, so waren auch bei den Völkern der südeuropäischen Halbinseln schon in der Vorzeit die heutigen Typen ausgeprägt. Die Iberer zeigten in römischer Zeit den Stolz der späteren Spanier, die Etrusker W'aren Vorbilder der durch ihre Heeresorganisation und ihre Nutzbauten excellierenden Römer, deren Talent noch heute in der päpstlichen Hierarchie fortlebt. Auf der Balkan-Halbinsel endlich zeigt sich schon im Momente, wo das Licht der Geschichte aufgeht, die Zertheilung in zahlreiche Völker, die sich mannigfaltiger als etwa die italienischen Stämme unterscheiden, weil die Balkan-Halbinsel als Völkerscheide zwischen Europa, Asien und Afrika liegt und durch ihre Bodenplastik in scharf gesonderte Territorien zerfällt. Die hier autochthonen Tralter, Illyrer u. s. w., waren offenbar je weiter gegen Norden, desto mehr mit sarmatischen (urslavischen), im Westen mit italischen (venetischen), im Süden und überhaupt an den Küsten mit griechischen, phönizischen und sonstigen orientalischen Eier menten vermischt. Speciell in Dalmatien griffen, wie noch heute, schon in der Urzeit die slavische (sarmatische) und italische Nationalität ineinander und bereits das älteste illyrische Volk, dessen Charakterzüge von den alten Autoren so analog denjenigen der heutigen Dalmatiner geschildert werden, war vielleicht dem Blute nach slavisch. Nur im Bereich der Küstenstädte, wo das Idiom der gebildeteren, herrschenden Colonen dominierte, fand stärkere Vermischung statt. Je weiter gegen das Binnenland, desto schwächer wurde die Vermischung und trug nur als secundärer Factor zu der Sonderausprägung der hier herrschenden Slavenstämme bei, welche in der Hauptsache jederzeit durch die Natur des Landes, als eines südlichen, dem Meer nahen Karstlandes bedingt wird.