SINJ. 359 Im Dicmofeld führt die Strasse erst nördlich und dann ostwärts einem Defilé zwischen der Cemernica und Visoka zu, an das sich wieder eine romantische Erinnerung knüpft. Die der Yisoka angehörende Bergkuppe Mojanka, soll nämlich ihren Namen von den Klagei’ufen eines Mütterchens haben, die hier ihre vermisste Tochter suchte und als sie dieselbe endlich von dem eifersüchtigen Geliebten erdolcht, todt im Geklippe auffand, leblos neben dem Leichnam niederstürzte.1 Vom Wirtshaus im Mojanka-Defilé steigt die Strasse noch etwas, um den diesseitigen Bergrand des Sinjer Feldes zu gewinnen und zieht dann am Ostgehänge, eine Beihe kleiner Dörfchen passierend, gegen Norden, wo bereits das im Nordwestwinkel des Sinjsko Polje gelegene, vom Castellberge überhöhte Sinj in Erscheinung getreten ist. Sinj. Treffend sagt Kohl, dass wie dem Norddeutschen in seinem steinarmen Lande ein Fels oder eine Grotte, so dem steinreichen Dalmatiner ein felsenloser Landstrich Bewunderung abnöthige. Schon in weiter Ferne habe man ihm von der Sinjer Ebene wie von einem Wunderlande gesprochen, da dort stundenweit nicht ein einziger Stein sei, so dass die Leute mit Ochsengespannen pflügen können. Den aus Mitteleuropa kommenden Fremden kann natürlich der Anblick einer Ackerebene an und für sich nicht in Ekstase versetzen ; überraschend wirkt es aber doch, nach langer Fahrt im Karstgebirge plötzlich dieses zwei Meilen lange und eine Meile breite Blachfeld vor sich zu sehen, das im Winter zur Hälfte einen See bildet, während es im Sommer eine grüne Fläche darstellt, in deren Osttheil die in mehrere Arme zertheilte Cetina südwärts fliesst. Auch hat man von verschiedenen Punkten der östlichen Umrandung des Polje eine prachtvolle Fernsicht, die nicht nur den Mosor sondern auch den Biokovo umfasst. Sinj2 liegt, wie schon erwähnt, im Nordwestwinkel der Ebene etwa 30 Meter höher als das der Winterüberschwemmung ausgesetzte Feld und am Fusse des westwärts aufragenden Castellhügel (438 Meter), welcher den Kreuzungspunkt von fünf Strassenzügen darstellt.3 1 0 Moja Anka! (O meine Anka!) 2 Der Markt Sinj zählt 1233, mit den zugehörigen Häusergruppen 2074Ein-wohner und ist Sitz einer, die Gerichtsbezirke Sinj und Vrlika umfassenden Bezirkshauptmannschaft. Der Gerichtsbezirk Sinj bildet eine einzige Katastralgemeinde von 934-52 Quadratkilometer und 35.600 Einwohner. 3 Die von Spalato kommende Strasse, welche nordöstlich den Prolog (Dinarische Alpen) überschreitet, um in das bosnische Livanjsko Polje zu gelangen, wird bei Sinj von der grossen dalmatinischen Binnenstrasse gekreuzt, welche nordwestlich über Vrlika nach Knin führt, während die südöstliche Fortsetzung ganz Dalmatien durchzieht und eine Abzweigung nach Imoski entsendet. Überdies geht von Sinj eine Strasse westlich ab, die im Thal von Muc gegen Spalato und DrniS verzweigt.